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Filmkritik - Camilo von Peter Lilienthal

In unserem BAF-Blog Beitrag vom 11. März 2008 haben wir auf den neuen Film von Peter Lilienthal verwiesen. Unsere vorab Kritik über den Film, der am 24.04.08 in die Kinos kommt, stellen wir hier gerne ein.



F I L M K R I T I K

Camilo von Peter Lilienthal
Unter Beteiligung der Filmwerkstatt Münster ist ein Dokumentarfilm entstanden, der die bescheidenen Aktivitäten in US-Amerika beschreibt, dem Irak-Krieg ein Ende zu bereiten.

Der Film zeigt für mich deutlich, wie wenige Aktivisten sich engagieren. Die schweigende Mehrheit hat Bush gewählt und trotz oder wegen des Irak-Kriegs wiedergewählt. Die „Moral Majority“ ist für Waterboarding und Guantanamo. Aktuell darf die CIA immer noch „Water-boarding“ betreiben, weil der US-Kongress nach dem Veto des Präsidenten „nur“ mit 215 zu 188 Stimmen gegen das Waterboarding gestimmt hat (ich hoffe, ich habe mir die Zahlen aus dem Rundfunk richtig gemerkt). D.h. es gibt zumindest 188 Perverse im US-Kongress. Wenn jemand über eine Namensliste dieser Leute verfügt, bitte Fundstelle und Liste per email an uns. Dass es für diese Perversen kein Einreiseverbot nach Europa gibt, ist ein Armutszeugnis.

Soweit zum aktuellen Hintergrund. Camillo hat jahrelang als Leutnant gedient und war langjährig im Einsatz im Irak . Nach Jahren hat er einen Heimaturlaub genutzt, um den Kriegsdienst zu verweigern. Er hatte die Hoffnung, das US-Militär werde ihm ein Studium finanzieren. Damit ist es nun vorbei. Er berichtet, wie ihn das Gefühl absoluter Macht, absoluter Gewalt verändert hat, und dass es für ihn keinen Weg zurück gibt. Obwohl er sich von der Gewalt losgesagt hat, bestimmt sie weiterhin sein Denken.

Erzählt wird auch eine weitere Geschichte. Die eines Vaters, dessen Sohn im Irak getötet wurde. Das US-Miltitär sagte, im Einsatz; ein Journalist hat herausgefunden, durch „friendly fire“. Es wird impliziert, er sei von seinen Kameraden ausgegrenzt worden, weil er sich gegen die grenzenlose Gewalt gewendet habe. Da bekommt das „friendly fire“ dann den Beigeschmack der vorsätzlichen Tötung. Einen schriftlichen Bericht über den Tod hat der Vater jenes Sohnes vom US-Militär bis heute nicht erhalten. Er hat den Irak besucht, unter anderem verschiedene Schulen, und erhält Briefe, in denen die Schüler ihre Zukunftspläne beschreiben. Und der Vater berichtet, wie er den Sarg seines Sohnes öffnet und den Leichnam inspiziert.

Die dritte Geschichte ist diejenige eines Soldaten aus Nicaragua, der gegen die „Contras“ zu kämpfen hatte und dabei unter Beschuss durch US-Hubschrauber geriet und schwer verletzt wurde (unter anderem Verlust eines Auges). Auf finanzielle Hilfe wartet er heute noch.

Was gefällt mir an diesem Film? Dass ich die Möglichkeit bekomme, hinter die Kulissen zu schauen, statt nur in die Statistik. Und das klar wird, was wir immer schon wussten: wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. Sie wählten Bush und den Irak-Krieg und das Ergebnis ist eine Rezession, die sich gewaschen hat. Irgendwie ist das dem „Weltgendarm“ USA ja zu gönnen. Amerika könnte so schön sein ohne „Moral Majority“. Aber das bleibt ein Minderheitenkonzept, solange Amerika seine Minderheiten weltweit an allen Fronten verheizt, die man so auftun kann.
- DeMille -

www.camilo-film.org

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