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Goldene Bären und Berlinale Kameras vergeben

Preise auf der 62. Berlinale 2012 vergeben.



Die Kritik an der Berlinale Auswahl, wie sie im letzten Jahr lautstark geworden war, ist angesichts hervorragender, enorm starker deutscher Filme in diesem Jahr ein wenig verhallt. Ellen Wietstock vom filmpolitischen Informationsdienst »black box« wird noch deutlicher und sagt, dass die eigene Wertschätzung durch negative Äußerungen untergraben wird und bei Vergleichen zu Cannes und Venedig der eigene Handlungsspielraum leidet, denn auch andere große Filmfestivals haben in ihrem Programm nicht nur Kassenschlager zu bieten.

Goldener Berlinale Ehrenbär für Meryl Streep
Mit Meryl Streep als "Eiserne Lady" Thatcher lief immerhin ein hervorragender Hollywoodstreifen im Hauptprogramm der Berlinale, wenn auch außer Konkurrenz. Ein junger Kritiker der YouTube-Generation schrieb zwar, dass er der zwei Stunden langen Werbung für Stützstümpfe definitiv nichts Positives abgewinnen konnte, doch mit dieser Meinung war er auf ziemlich einsamer Front und wird der großen Schauspielerin, die einen goldenen Berlinale Ehrenbären nicht nur für die überragende Darstellung der demenzkranken alten Lady Thatcher, sondern auch für ihr Lebenswerk in Empfang nehmen konnte, nicht gerecht.

Damit sind wir beim Thema, denn gestern Abend, den 18. Februar 2012 wurden die Bären verliehen. Einige Auszeichnungen wurden bereits am Freitag vergeben, andere, wie den Panorama Publikumspreis, erst heute am Sonntagabend.



Goldener Bär für die Taviani Brüder
Niemand hatte damit gerechnet, aber die Filmfestspiele unter dem Vorsitz von Mike Leigh sorgen auch in diesem Jahr für eine Überraschung. Der »Goldene Bär« ging nach Italien. Gewinner des Hauptpreises der 62. Berlinale ist überraschend "Cesare deve morire" ("Cäsar muss sterben") der 80 und 82 Jahre alten Regie-Altmeister Paolo und Vittorio Taviani, ein halbdokumentarischer Film über römische Strafgefangene. Vor der Preisverleihung waren dem Film von der internationalen Kritik nur Außenseiterchancen eingeräumt worden. Gezeigt wird, wie Häftlinge in einem römischen Gefängnis Shakespeares "Julius Cäsar" einüben. Sie erkennen Parallelen zwischen dem klassischen Drama und ihrem eigenen Leben. Zum Schluss sagt ein Häftling, der für seine Taten lebenslang einsitzen muss, dass er erst - nachdem er die Kunst des Schauspiels kennengelernt hat - seine Zelle als wahres Gefängnis empfindet.

Als beste Darstellerin wurde Rachel Mwanza aus dem Kongo für ihre Rolle als Kindersoldatin in "Rebelle" (War witch) ausgezeichnet. Der »Silberne Bär« für den besten Schauspieler ging an den Dänen Mikkel Boe Fölsgaard für seine Leistung in dem dänischen Beitrag "En Kongelog Affaere" (Die Königin und der Leibarzt). Darin spielt Folsgaard den dänischen König Christian VII.. Christian Petzold kann sich über den Regiepreis für das DDR-Drama "Barbara" freuen. Der Film handelt von einer Charité-Ärztin, die nach einem abgelehnten Ausreiseantrag an Republikflucht denkt. Als sie einen Klinikkollegen kennenlernt, der sie schätzt und gern hat, geraten ihre Pläne durcheinander. Kameramann Lutz Reitmeier wurde ebenfalls mit einem Silbernen Bären für die Arbeit an dem chinesischen Historiendrama von Regisseur Wang Quan'an "Bai Lu Yuan" ("White Deeer Plain / Land des weißen Hirsches") geehrt. Den Silbernen Bären der Jury erhielt der Ungar Bence Fliegauf für seinen Film "Csak a szél" (Just the wind). Er erzählt die auf Tatsachen beruhende Geschichte einer Mordserie an Roma-Familien in einem ungarischen Dorf. Der Regisseur Bence Fliegauf erhielt für sein bewegendes Werk den Großen Preis der Jury.

Der Alfred-Bauer-Preis der 62. Berlinale ging an den Portugiesen Miguel Gomes für den Schwarz-Weiß-Film Tabu. Der nach einem ersten Festivaldirektor benannte Preis wird an Werke verliehen, die neue Perspektiven der Filmkunst eröffnen. Eine »Lobende Erwähnung« erhielt der Schweizer Wettbewerbsbeitrag L'Enfant D'En Haut (Der Junge von oben). Das Sozialdrama galt als einer der großen Anwärter auf den Goldenen Bären und war einer der Publikumsfavoriten. Der Regisseurin Ursula Meier wurde zu allgemeiner Überraschung vom Jury Präsidenten zusätzlich ein »Silberner Bär« persönlich überreicht.

Auszeichungen in den Sektionen
• Großer Preis des dt.Kinderhilfswerks "Kauwboy" von Boudewijn Koole
• Preis Dt.-Französisches Jugendwerk "This Ain't California" von Marten Persiel Doku über eine Skater-Clique in der DDR
• Leserjury-Preis "Berliner Morgenpost" "Barbara" von Christian Petzold DDR-Geschichte mit Nina Hoss
• Preis der "Tagesspiegel"-Jury "La demora" von Rodrigo Pla
• Amnesty Filmpreis "Csak a szél" (Just the Wind) von Bence Fliegauf (Ungarn/Deutschland/Frankreich

"Der Film weist kunstvoll auf die erschreckende Situation der Roma in Ungarn hin", begründete die Amnesty-Jury (Schauspielerin Birgit Minichmayr, Regisseur Ayat Najafi und Markus Beeko von Amnesty International) die Entscheidung. "Bence Fliegauf erinnert uns auf eindringliche Weise daran, was es für Menschen bedeutet, zwischen alltäglicher Diskriminierung und rassistischem Terror zu leben."

Ausgehend von einer realen Mordserie, der in Ungarn in gut einem Jahr acht Menschen zum Opfer fielen, schildert Fliegauf die Pogromstimmung, aus der Gewalt gegen Minderheiten entsteht. "Der Zuschauer erlebt den Alltag einer Roma-Familie bis zu ihrer Ermordung. Das sich ankündigende tragische Ende liegt beklemmend über der Sommeridylle", sagte Schauspielerin Birgit Minichmayr bei der Verleihung des Preises in Berlin. "Die außergewöhnliche Nähe, die die nervöse Kameraführung schafft , bringt uns der Angst der Protagonisten verstörend nahe. Deswegen verdient das Team von Just the Wind den Amnesty-Filmpreis!"


Gläserner Bär für den besten Kinder Film (Kplus)
Die Jurymitglieder dieser Sektion sind nicht älter als das Publikum im Kino. Elf Kinder und sieben Jugendliche ehrten die besten Filme mit den Gläsernen Bären.
• "Arcadia" von Olivia Silver. Eine Familie merkt, dass man seinen Problemen nicht davon fahren kann. Diese authentische Geschichte und die ganz natürlich wirkenden Schauspieler haben uns tief berührt. Eine große Reise und ein in jeder Hinsicht bewegender Film!
• »Lobende Erwähnung« "Kikoeteru, furi wo sita dake" (Als hätte ich dich gehört)

Gläserner Bär für den besten Film der Jugendjury (K14plus)
• "Lal Gece" (Night of Silence) von Reis í‡elik. Getragen von den brillanten Schauspielern konnten wir in die Gefühlswelt zweier Menschen eintauchen, die gefangen sind, weil ihre Familientraditionen bedeutender sind als der eigene Wille. Ganz besonders beeindruckte uns der Drehort, das Zimmer des Geschehens, dem der Zuschauer – genau wie das betroffene Paar – nicht entkommen kann.
• Lobende Erwähnung "Kronjuvelerna" (The Crown Jewels) von Ella Lemhagen

Preis Bester Erstlingsfilm
• "Kauwboy" von Boudewijn Koole (Generation Kplus)
Lobende Erwähnung:
• "Tepenin Ardı" (Beyond the Hill) von Emin Alper (Forum)

TEDDY Award
• Bester Spielfilm "Keep The Lights On" von Ira Sachs
• Bester Dokumentarfilm "Call Me Kuchu" von Malika Zouhali-Worrall und Katherine Fairfax Wright

ELSE - Leserpreis der Siegessäule
• "Parada" (Die Parade) von SrÄ‘jan Dragojević

Ray Dolby erhielt eine Berlinale Kamera
Seit 1986 ehren die Internationalen Filmfestspiele Berlin mit der Berlinale Kamera Filmpersönlichkeiten oder Institutionen, denen sich das Festival besonders verbunden fühlt und denen es mit dieser Ehrung seinen Dank ausdrücken möchte. In diesem Jahr wurde bei den 62. Internationalen Filmfestspielen Berlin neben Haro Senft, über dessen Ehrung wir am 5. Februar berichteten, Ray Dolby am 16. Februar 2012 als einer der bedeutendsten technischen Erfinder der Filmindustrie mit der Berlinale Kamera ausgezeichnet.

Ray Dolby hat den Raumklang im Kino revolutioniert und einen großen Teil dazu beigetragen, dass Filme zu den beeindruckenden akustischen Erlebnissen werden, die sie heute sind. Durch die Installation mehrerer Lautsprecher und die Einführung der Mehrkanaltechnologie hat der Zuschauer das Gefühl, hautnah dabei zu sein. Ray Dolbys erste "Surround Sound" Technologie, Dolby Stereo, wurde 1975 eingeführt und schnell von Kinos auf der ganzen Welt adaptiert, als Filme wie Krieg der Sterne oder Unheimliche Begegnung der Dritten Art in dem neuen Tonformat herausgebracht wurden. Es folgte der "Dolby Digital Surround Sound", der mit der Einführung der DVD auch zum Standard für den Heimkino-Ton wurde.

1965 gründete Ray Dolby die Firma Dolby Laboratories, als er eine einfache Idee hatte, wie man das Problem des Rauschens bei Audiokassetten lösen könne. Dies war die Geburtsstunde der Dolby A-Rauschunterdrückung für professionelle Tonaufnahmen, der drei Jahre später Dolby B für den privaten Gebrauch folgte.

In den 1970er Jahren lenkte Ray Dolby den Fokus der Firma auf das Kino und veränderte damit das Unterhaltungserlebnis für immer. Für seine Arbeit in diesem Feld und seine Verdienste um die Filmindustrie wurde er 1989 mit dem Oscar ausgezeichnet. Im Jahr 2003 erhielt er den Emmy für sein Lebenswerk. Ray Dolby war von 1965 bis 2011 Mitglied des Firmenvorstandes und zog sich 2011 aus dem aktiven Geschäft zurück.

Weitere Preise unter: www.berlinale.de

Quellen: Kino-Zeit | Berlinale| Die Zeit | Jellypress


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