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UNKNOWN PLEASURES - 4. American Independent Film Fest

Digital restaurierte Fassung von Nicholas Rays „We Can't Go Home Again“



Das Berliner Filmfest des US-amerikanischen Independentkinos 4. Unknown Pleasures, das vom 1.-15.1.2012 im Kino Babylon Berline-Mitte stattfindet, präsentiert am 7.1.2012 dort die digital restaurierte Fassung von „We Can’t Go Home Again“ (USA, 1973-1976) - dem letzen selbst inszenierten Werk von Hollywood-Outsider Nicholas Ray. Die Vorstellung wird von einer Einführung durch Susan Ray, der Witwe des 1979 verstorbenen Filmemachers, begleitet. Bei „We Can’t Go Home Again“ handelt es sich um ein quasidokumentarisches Selbst- und Zeitportrait, in dem Ray ungefiltert die Hoffnungen, Ängste und Neurosen seiner eigenen Person und der USA in den späten 60er und frühen 70er Jahren zum Ausdruck bringt. Formell ist das Werk ein avantgardistischer Experimentalfilm - Rays letzter Versuch, das Kino neu zu erfinden.

Zum Inhalt: Zu einer Zeit politischer Unruhen in den USA wird eine ehemaliger Hollywood-Regisseur (Nicholas Ray selbst) Professor für Film und entschließt sich dazu, mit seinen Studenten einen Film zu drehen. Bald sehen die Studenten in ihm einen Beichtvater, mit dem sie über ihre Ängste in Bezug auf Politk, Sex und den Generationenkonflikt sprechen können. Tom (Tom Farrell) – der unglücklich verliebt ist und eine spannungsgeladene Beziehung zu seinem eigenen Vater hat – will in einer Scheune Selbstmord begehen. Der Professor folgt ihm und erhängt sich im Tumult aus Versehen selbst. Als Reaktion auf den Tod des Lehrers beschliessen die Studenten mehr füreinander zu sorgen.

Nach 1963, dem Jahr der Fertigstellung seines letzten Hollywood-Films „55 Days at Peking“, verbrachte Ray fast ein Jahrzehnt in Europa, ohne eins seiner zahlreichen Filmprojekte zu Ende führen zu können. Inspiriert durch die Ereignisse im Mai 1968 kehrte er in die USA zurück, um einen Film über einen Bürgerrechtsprozess zu drehen. Als auch dieses Projekt scheiterte, wurde Ray 1971 Professor für Film am Harpur College der New York State University in Binghampton. Überzeugt von der Idee, dass die beste Schule des Kinos das Filmemachen selbst ist, begann Ray zusammen mit seinen Studenten ein filmisches Experiment, das sich stilistisch von allem unterschied, was er zuvor gemacht hatte. In „We Can't Go Home Again“ vereinte Ray gleichzeitig vier bis fünf Bilder unterschiedlicher Formate (35mm, 16mm, Super-8mm und Video). Szenen wurden komplett improvisiert und die Charaktere stark an Ray und seine Studenten angelehnt.

Während das dokumentarische Material von Studentenunruhen, Polizeigewalt, Richard Nixon und Jane Fonda die privaten Ängste der Hauptfiguren in den Kontext gesellschaftlicher und politischer Verunsicherung stellt, nehmen die erzählerischen Szenen zwischen Ray und seinen Studenten, konkreten Bezug auf die Verwirrung einer Jugendgeneration – ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch das Filmschaffen von Nicholas Ray zieht. Schon in „The Lusty Men“ (1952), und „Rebel Without a Cause“ (1955) standen schwierige Vater-Kind-Beziehungen im Mittelpunkt. Doch im Gegensatz zu Rays romantischem Blick auf jugendliche Unschuld in seinem Frühwerk, ist „We Can't Go Home Again“ von kühler Bitterkeit gekennzeichnet. Die Studenten werden als Hoffnungsträger, aber auch als selbstsüchtige Egozentriker und Ray sowohl als vertauenswürdiger Lehrer und Mentor, als auch als Verräter portraitiert. Als Tom ihm seine Liebe zu einer Kommolitonin gesteht, reagiert Ray mit einer Parabel über einen Mann, der eine Sphinx nach einer Lebensweisheit fragt und die Antwort erhält: "Don't expect too much..." ("Erwarte nicht zu viel..."). Dieses Motto ist auch der Titel eines von Rays Witwe, Susan, inszenierten Dokumentarfilms, den sie zusammen mit der restaurierten Fassung von „We Cant't Go Home Again“ auf dem Unknown Pleasures-Festival präsentieren wird.

We Can't Go Home Again“ wurde 1973 auf den Filmfestspielen in Cannes uraufgeführt. Doch der Film blieb aus Rays Sicht unvollendet. Er arbeitete in den folgenden sechs Jahren bis zu seinem Tod weiter an ihm. Auf den diesjährigen Filmfestspielen von Venedig wurde anlässlich des 100. Geburtstags von Ray erstmals die digital restaurierte Version des Werkes gezeigt. Sie war danach auf dem New York Film Festival zu sehen und erlebt ihre Deutschlandpremiere nun auf dem Unknown Pleasures in Berlin.

Die Restauration erfolgte durch die Nicholas Ray Foundation in Zusammenarbeit mit dem EYE Film Institute Netherlands, der Academy of Motion Picture Arts und Sciences’ Academy Film Archive und der Unterstützung von RAI, Gucci, dem Museo Nazionale del Cinema (Torino) und privaten Spendern.


Special Program: Martin Scorsese
Mehr als 20 Filme werden auf dem Festival gezeigt. Einige sind Deutschland- oder sogar Weltpremieren. Eine Berlin Premiere ist jedenfalls Martins Sorseses Dokumentarfilm über den Ex-Beatle Musiker George Harrison der auf dem NewYork Film Festival 2011 stark beachtet wurde.

Seit Beginn seiner Karriere als Filmemacher dreht Martin Scorsese kontinuierlich Dokumentarfilme. Im Rahmen von UP#4 werden nun drei neue Werke zu sehen sein: GEORGE HARRISON: "LIVING IN THE MATERIAL WORLD" über das Leben des Ex-Beatles George Harrison, Martin Scorseses Liebeserklärung an die Filme von Elia Kazan "A LETTER TO ELIA" (in Co-Regie mit Kent Jones) sowie "PUBLIC SPEAKING" über die New Yorker Autorin Fran Lebowitz.

Mit bisher unveröffentlichten Fotos und nie gezeigtem Filmmaterial zeichnet Martin Scorsese das Leben von George Harrison in einem sehr persönlichen Film nach, der am 5.1. und 14.1.2012 gezeigt wird. Dabei greift er auf seltenes Archivmaterial und Interviews mit Harrisons Familie zurück. Zahlreiche Weggefährten und Freunde des Ex-Beatles kommen zu Wort, darunter Eric Clapton,Terry Gilliam, Eric Idle, George Martin, Paul McCart- ney,Yoko Ono,Tom Petty, Phil Spector, Ringo Starr und Jackie Stewart.

Umfangreiche Beschreibungen zu den weiteren Filmen sowie eine Programmübersicht ist auf der Homepage des Festivals abrufbar.

UNKNOWN PLEASURES #4 - American Independent Film Fest
vom 1.-15.1.2012
Kino Babylon
Rosa-Luxemburg-Straße 30
10178 Berlin
Link: www.unknownpleasures.de

We Can't Go Home Again (USA 1973-1976, restaurierte Fassung)
7.1.2012 um 19:00 Uhr in Anwesenheit von Susan Ray
Wiederholungen: 9.1.2012 um 21:00 Uhr und Fr 13.1.2012 um 19:30 Uhr

Don't Expect Too Much (USA, 2011)
8.1. 2012, 16:00 Uhr in Anwesenheit von Susan Ray
Wiederholung: 12.1.2012 um 20:45 Uhr


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