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Gagenerhöhung beim Film bisher ohne Ergebnis (Update)

"Die Filmschaffenden" fordern 16-prozentige Gagenerhöhung.


Die Bundesvereinigung der Filmschaffenden-Verbände e.V. hat mit Blick auf die laufenden Tarifverhandlungen zwischen der Produktionswirtschaft und der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, an denen die Vereinigung der Filmschaffenden allerdings weder selbst als Tarifpartner teilnimmt, noch erwünscht ist, einen Forderungskatalog aufgestellt. Darin fordert man für alle im Filmbereich Beschäftigten eine deutliche Anhebung der Vergütungen. Die Vereinigung "Die Filmschaffenden" erhofft sich eine relative Gagenerhöhung von 16 Prozent, welche über einen für alle Positionen gleichen Sockelbetrag und eine darüber hinausgehende prozentuale Erhöhung realisiert werden sollte.

Aufgrund der in mehreren Tarifrunden nur marginal gestiegenen Gagen würden deutsche Filmschaffende im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich bezahlt, heißt es in einer Erklärung aus Düsseldorf, dem Sitz des 2007 auf der Berlinale gegründeten Bundesverbands. Durch die Verringerung von Drehzeiten und die Produktivitätszuwächse pro Zeiteinheit hätten sich die Beschäftigungszeiträume verkürzt. Zudem hätten die Einkommenszuwächse der Filmschaffenden seit zwei Jahrzehnten unterhalb der Inflationsrate für diesen Zeitraum gelegen, so der Bundesverband, dem allerdings nicht alle Filmverbände angehören. So fehlt in der Liste der Mitglieder z.B. der Bundesverband Regie (BVR), der erst vor wenigen Monaten von München nach Berlin umzog. Auch einzelne Landesfilmverbände, die früher der vom BAF e.V. in den 1980er Jahren mitbegründeten Bundesvereinigung Film (BUFI) angehörten, sind nicht bei den Filmschaffenden vertreten. Da sich die BUFI jedoch schon wenige Jahre vor der Gründung der Bundesvereinigung der Filmschaffenden aufgelöst hatte, kann man die Filmschaffenden durchaus als neues legitimes Sprachrohr aller im Filmbereich Beschäftigter sehen.

In dem traditionell gewerkschaftlich nur gering organisierten Bereich betrifft eine weitere wesentliche Position die Arbeitszeiten: Eine Netto-Arbeitszeit von zehn Stunden pro Tag sei das Maximum des regelmäßig Zumutbaren. Darüber hinaus dürfe nur in besonders begründeten und zum Nachweis schriftlich dokumentierten Ausnahmefällen gearbeitet werden. Sofern in besonders begründeten Einzelfällen über zehn Stunden hinaus gearbeitet werden solle, seien genaue Aufzeichnungen über Pausenzeiten und eventuelle Bereitschaftszeiten von Mitarbeitern anzufertigen, die im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben zu Kontrollzwecken durch die Behörden unter Nennung des verantwortlichen Entscheiders aufbewahrt werden müssten.

Das komplette Positionspapier im Wortlaut finden Sie hier.
Link: www.die-filmschaffenden.de


Zweite Runde der Tarifverhandlungen für Filmschaffende ohne annäherndes Ergebnis.

Auch die zweite Runde der Tarifverhandlungen zwischen der Allianz Deutscher Produzenten - Film & Fernsehen und ver.di am 25. Oktober 2011 blieb ohne Fortschritt. Die Dienstleistungsgewerkschaft beklagt, dass die Produzenten bisherige Forderungen ablehnen und ihrerseits noch kein beziffertes Angebot abgegeben hätten.

Auf die Tarifforderungen von ver.di, nach denen die Wochengagen um einen Sockelbetrag von 50 Euro und 3,5 Prozent für auf Produktionsdauer beschäftigte Filmschaffende möglichst bald steigen sollten, habe es "keine befriedigenden Angebote seitens der Produzentenallianz" gegeben, so ver.di. Zudem beharrten die Produzenten darauf, dass eine erste Tariferhöhung frühestens ab Juli 2012 wirksam werden dürfe. ver.di sei mit dem Vorschlag entgegengekommen, über eine Gesamtlaufzeit von 24 Monaten für den Gagen- und Manteltarifvertrag zu verhandeln, wenn bereits ab Beginn des Jahres 2013 in sogenannten Tarifpflege-Gesprächen über nötige Änderungen am Tarifwerk gesprochen werden werde. Darauf habe die die Allianz jedoch kein Angebot zu einer Gesamterhöhung der Gagen über diese Laufzeit genannt. Daraufhin wurde unterbrochen und als nächster Verhandlungstermin der 21. November 2011 festgehalten.

Die Produzentenallianz sieht die Forderungen von ver.di als überhöht an, obwohl sie im Vergleich zu den Forderungen dem Eingangs genannten Verband "www.die-filmschaffenden.de" offensichtlich deutlich moderater ausfallen. Die Produzentenallianz argumentiert dagegen unter anderem mit dem Vergleich zu Abschlüssen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Diese Vergleichbarkeit weist ver.di jedoch unter anderem unter Hinweis auf die sehr kurzzeitigen Beschäftigungsverhältnisse beim Film zurück.

Der Tarifausschuss bereite sich nun auf eine umfangreichere und damit wohl längere Tarifrunde vor. In der müsse dann auch über weitere materielle Verbesserungen in den allgemeinen Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen verhandelt werden.

Links: www.produzentenallianz.de | ver.di


Auch den im August mit der Interessenvertretung der deutschen Filmtheater (HDF Kino e.V.) geschlossenen Vertrag zog die Gewerkschaft ver.di jetzt überraschend wieder zurück. In dem Vertragswerk hatte man sich seinerzeit geeinigt, dass eine Erhöhung der Stundenlöhne in der Ortsklasse S vom 1. Oktober 2011 bis 31. Dezember 2014 um jeweils 0,25 Euro sowie ab 1. Juli 2013 und 1. Juli 2014 um jeweils zwei Prozent vorsah.

In der Ortsklasse B hätten sich die Stundenlöhne zum 1. Oktober 2011 bzw. 1. Oktober 2011 um 0,20 bzw. 0,18 Euro sowie zum 1. Juli 2013 und 1. Juli 2014 um ebenfalls jeweils zwei Prozent erhöhen sollen. Zu den letztgenannten beiden Terminen hätten sich die Zulagen insgesamt ebenfalls um jeweils zwei Prozent erhöhen sollen. Darüber hinaus sollten alle Beschäftigten der Ortsklasse S mit dem Oktobergehalt eine Einmalzahlung von 150, die der Ortsklasse B eine Einmalzahlung von 120 Euro erhalten. Damit hätte sich laut ver.di bis Ende 2014 eine in vier Stufen erreichte durchschnittliche Tariferhöhung um rund drei Prozent ergeben, was angesichts der gestiegenen Lebenskosten offensichtlich der Dienstleistungsgewerkschaft nicht mehr gefiel, sodass sie all diese Einigungen Ende Oktober 2011 widerief.


N A C H T R A G

Am Abend wurde bekanntgegeben, dass auch die Verhandlungen zwishen Thomas Frickel, Vorstandsvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm (AG Dok) und der ARD gescheitert sind. Die Hoffnung auf bessere Rahmenbedingungen für die Dokumentarfilmproduktion im Fernsehen ist somit fürs erste verpufft. An den insgesamt sechs Verhandlungsrunden waren auch Produzenten aus dem Umfeld der unlängst gegründeten Dokumentarfilm-Sektion der Produzenten-Allianz beteiligt.

"Autoren und Regisseure, die im Dokumentarfilmbereich für freie Produktionsfirmen arbeiten, werden von allen Kreativen in der Medienbranche am miserabelsten bezahlt, sie kriegen keine Wiederholungshonorare und die Produzenten können aus den Erlösen noch nicht einmal die laufenden Betriebskosten finanzieren", beschreibt die AG DOK das Dilemma.

Die Mittel für unabhängige Dokumentarfilmproduktionen stagnieren seit Jahren ohne Inflationsausgleich auf unterstem Niveau, so ein zentraler Vorwurf der Dokumentarfilmer.

Link: www.agdok.de
Quellen: Blickpunkt:Film | ver.di | AG Dok


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„Abschluss in wirtschaftlich angespannten Zeiten noch vertretbar“ Die vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di musste Abstriche bei ihren Forderungen machen, um bei der dritten Runde der Tarifverhandlungen für Filmschaffende endlich zu einem Erg

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