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Kinoverband im Clinch mit den Verleihern

Offener Brief von HDF Kino an Verleiher und E.F.S.



Der HDF-Vorstandsvorsitzende Thomas Negele fordert in einem offenen Brief an die Verleiher und den Dienstleister E.F.S. (hier UPS) eine Lösung der zahlreichen Probleme beim Kopientransport, die durch neue Transportverfahren entstanden sind. Wesentliche Teile der deutschen mittelständischen Kinowirtschaft würden demnach durch eine abrupt veränderte Kopientransportpolitik massiv belastet. Insbesondere werden hohe Kosten, zeitliche Unbestimmtheit, unzuverlässige Absprachen und offene Haftungsfragen angeprangert - nicht zuletzt für ausgefallene Vorstellungen, für die momentan die Kinos gerade zu stehen hätten.

Mit der Kinodigitalisierung werden die Probleme zwar teilweise abgemildert, da der Transport der Pakete mit den kleineren Festplatten flexibler gehandhabt werden kann, als der Transport großer Filmspulen. Dies trifft aber nicht für alle Kinos zu, da viele Kinos noch herkömmliche Filmkopien projizieren. Erst wenn in ferner Zukunft über Satellit oder Glasfaserkabel die Filme kostenneutraler in die Kinos geliefert werden könnten, wird sich die Lage entspannen. Die Umrüstungen sind aber so kostenintensiv, dass wiederum die Gefahr eines weiteren Kinosterbens besteht.

In diesem Zusammenhang ist allerdings auch erwähnenswert, dass das Medienboard Berlin-Brandenburg erstmalig im Rahmen seines Förderprogramms die Kinodigitalisierung der Filmtheater in der Hauptstadtregion bei der Umrüstung auf die digitale Projektionstechnik unterstützt. Insgesamt 293.334 Euro hat das Medienboard in diesem Jahr für die Digitalisierung von 15 Kinosälen in der Stadt und auf dem Land zugesagt.

Anträge für die nächste Förderrunde können bis zum 15. März 2011 gestellt werden. Voraussetzung hierfür ist ein Informationsgespräch mit dem Kinobeauftragten des Medienboard, Herrn Christian Berg.

Das Merkblatt "Kinodigitalisierung" und das Antragformular stehen auf der Website www.medienboard.de/kinofoerderung zum Download bereit.

Link: www.medienboard.de

Den kompletten offenen Brief des HDF KINO e.V. vom 14. Dezember 2010 finden Sie nachfolgend in der erweiterten Ansicht.



Sehr geehrte Damen und Herren,

wesentliche Teile der deutschen mittelständischen Kinowirtschaft werden durch eine abrupt veränderte Kopientransportpolitik massiv belastet. Die Digitalisierung stellt Verleiher, Logistikdienstleister und Spediteure und Filmlager vor Herausforderungen, die bisher nicht gelöst sind und einseitig zu Lasten der Kinos gehen. Festplatten und 35 mm Kopien müssen in gleicher Weise zuverlässig, sicher und flächendeckend angeliefert und abgeholt sowie querversendet werden. Das ist nicht mehr der Fall. Die Kinos verlangen im Interesse ihrer Besucher Planungssicherheit.

1. Wenn aus Sicht des Verleihs aus Kostengründen neue Transportverfahren eingesetzt werden, ist das zunächst nachvollziehbar und legitim (wobei wir davon ausgehen, dass vorab mit den Akteuren der bisherigen Anlieferungen gesprochen worden ist).

2. Wenn der Druck, Kosten einzusparen dazu führt, dass an den Betriebsabläufen der - insbesondere mittelständischen Kinowirtschaft - vorbeiagiert wird, ohne dass das gewachsene Umfeld mit einbezogen wird, dann entstehen einseitig hohe Belastungen.

3. Den Verleihern sind die Strukturen und Betriebsabläufe in den Kinos bestens bekannt. Das lange funktionierende Spediteur-System und die franco/franco Systematik bestätigen dies. Allerdings hat sich die Situation geändert. Nachversende sind für die Spediteure beim existierenden Preisgefüge nicht mehr leistbar. Kurierdienste haben die Dumpingspirale bei nicht vergleichbaren Lieferleistungen eröffnet.

4. Das Ausweichen auf diese Kurierdienste hat Folgen. Die zeitliche Unbestimmtheit der Anlieferung und unzuverlässige Absprachen führen zu Ausfallgefahren und höheren Personalaufwendungen auf Kinoseite. Und damit auch zu erheblichen finanziellen Belastungen und Problemen beim Zeitmanagement.

5. Die Frage des Gefahrenübergangs bei der Lieferung einer Kopie ist ungeklärt. Haftungsfragen bei ausgefallenen Vorstellungen aufgrund nicht vorhandener Kopie gehen zu Lasten der Kinos. Ebenso der damit verbundene Imageschaden.

6. Das Kino ist gezwungen, sich bei der Film-Anlieferung mit verschiedenen Logistikanbietern und ihren Lieferkonditionen auseinanderzusetzen. Das kostet Zeit und Geld.
Die zahlreichen Beschwerden von Kinobetreibern jeglicher Betriebs- und Ortgröße machen deutlich, dass wir hier nicht über ein Randproblem reden, sondern es in elementarer Weise darum geht, den Abspielbetrieb kontinuierlich zu sichern. Im Focus steht dabei vor allem der Kinobesucher als Kunde. Die Kinowirtschaft ist für neue und effiziente Logistik-Lösungen offen. Es geht nicht um eine Film-Transport-Nostalgie sondern darum, dass alternative Lösungen in der Praxis funktionieren müssen.

Wir erwarten, dass im Verhältnis der beiden o.g. Partner für die Kinoseite folgende Punkte garantiert werden:

1. Harmonisierung der Lieferlogistik der eingesetzten Kurierdienste bei der Anlieferung. Ein einheitliches System ist anzustreben.

2. Freie Wahl des Kinos bei der Art des Kopien-Weitertransports. Die Spediteure signalisieren, dass sie bei Rück- und Querversenden ihre aktuellen Preise beibehalten und die Durchführung weiterhin übernehmen können.

3. Übernahme der Haftung bei Ausfall von Filmvorführungen durch Verleiher und Logistik-Dienstleister als die für die Anlieferung verantwortlichen Partner.

4. Verbindliche alternative Anlieferadressen, die von allen Logistikdienstleistern berücksichtigt werden, müssen gestattet sein. Das mehrfache Anfahren eines Kinos ist sinnlos, wenn es außerhalb der Betriebszeiten stattfindet.

5. Im Falle von Anlieferungen durch Paketdienste und/oder Kurieren muss das Problem des Gefahrenübergangs bei der Anlieferung der Filmkopie restlos geklärt sein, um das Kino schadlos zu halten.

6. Eine flächendeckende Logistik von Filmversenden ist unabdingbar.

7. Wenn Alternativen bzw. Ergänzungen zu den Spediteuren gesucht werden, dann müssen diese auch reibungslos funktionieren.

8. Gesunder Wettbewerb belebt auch beim Kopientransport den Markt. Jedoch erwarten wir von Verleih und Logistikdienstleistern dann auch marktgerechte Lösungen.
Die Forderungen und Position der Kinowirtschaft sind klar und deutlich und nicht von Nostalgie geprägt, sondern von den tatsächlichen Gegebenheiten vor Ort und den Realitäten des Kinobetriebes. Sich diesen als Branchenpartner zu verschließen, ist unverantwortlich. Wir appellieren und fordern deshalb, die Probleme beim Kopientransport nach den o.g. Vorschlägen im Interesse der Kinos zu behandeln und zu lösen.

Mit freundlichen Grüßen

HDF KINO e.V.


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