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Partnerschaften zwischen Kinos und VoD-Plattformen?

Förderbonus der EU für Partnerschaften zwischen Kinos und VoD-Plattformen.



Die von der EU geplante Abschaffung des Territorialitätsprinzips für VoD-Plattformen war bei den deutschen Filmproduzenten auf harte Kritik gestoßen wie wir am 30. Juli 2015 berichteten. Die neue EU-Richtlinie würde nicht nur das Kino-Zeitfenster unterlaufen, sondern die ganze deutsche Filmförderung infrage stellen, lies die Filmwirtschaft mitteilen.

Studie: US-Serien und VoD beim jungen Publikum auf dem Vormarsch.
Laut einer Studie des Beratungsunternehmens Goldmedia ist der Kinofilm allerdings auf dem absteigenden Ast, denn US-Fernsehserien werden vor allem beim jungen Publikum zunehmend beliebter. Demnach hat sich das Sehverhalten der Deutschen in den letzten Jahren stark gewandelt. Die jungen Kinobesucher bevorzugen das Internet und gehen immer seltener ins Kino. Dass dennoch die Kinobesuche relativ stabil blieben, liegt an der Generation 50+, die das Kino für sich neu entdeckt hat und die Besucherzahlen noch stabil hält.

In den Altersgruppen 18 bis 29 bzw. 30 bis 39 bevorzugen jeweils über 80 Prozent der Befragten die aktuellen US-TV-Serien. Zum Vergleich: bei den Über-60-Jährigen beträgt dieser Anteil nur rund ein Drittel; der Rest bevorzugt jeweils Serien aus Deutschland und Europa.

Florian Kerkau, Geschäftsführer von Goldmedia, kommentiert dieses Studienergebnis: "Das ist gerade auch für den Produktionsstandort Deutschland von Bedeutung: Über 80 Prozent der Lieblingsserien der 18- bis 39-Jährigen kommen aus den USA. Positiv formuliert, gibt es für deutsche Produktionen in Sachen Serien noch viel Luft nach oben. Content is and will be king - der Inhalt ist es, dem die Zuschauer über alle Plattformen folgen."

Mit einem Gesamtanteil von 67 Prozent kommen die Lieblingsserien der TV-Zuschauer überwiegend von den privaten Sendern, der Anteil der öffentlich-rechtlichen Sender liegt bei 22, der der reinen Video-on-Demand-Anbieter (VoD) bei elf Prozent. Letztere sind bei den 30- bis 39-Jährigen und den 18- bis 29-Jährigen mit 26,8 bzw. 23,7 Prozent am stärksten vertreten; die privaten Sender haben ihren größten Anteil mit 72,1 Prozent bei den 40- bis 49-Jährigen, die öffentlich-rechtlichen Sender mit 29,2 Prozent bei den 50- bis 59-Jährigen. Mit Amazon Prime Instant Video (sechs Prozent) und Netflix (drei Prozent) konnten sich erstmals zwei VoD-Anbieter unter die Top Ten der der beliebtesten Serienanbieter platzieren.

Dazu Matthias Wierth, Associate Partner bei Goldmedia: "Gefragt ist mittelfristig mehr Mut zum Risiko bei Programm-Akquisitionen und Eigen- oder Auftragsproduktionen. Wenn Fernsehsender keine Antwort auf die erfolgreichen Serien der Genres Krimi/Thriller und Comedy der anderen Anbieter finden, werden wenige private und besonders VoD-only-Angebote í  la Netflix und Amazon Prime Instant Video bei den jüngeren Zuschauern weiter punkten."

Als beliebtestes Serienformat gaben die Befragten, von denen 73 Prozent mindestens eine Serie regelmäßig schaut, mit 26 Prozent die Soap/Doku-Soap an, gefolgt von Krimi/Thriller mit 25 und Comedy mit 13 Prozent.

Die EU setzt auf Day&Date-Starts, um die Zirkulation europäischer Filme zu fördern.
Um die deutschen Interessen schert sich die EU-Kommission offenbar wenig. Vielmehr liegt dem Europäischen Parlament in Hinblick auf das Freihandelsabkommen TTIP die Förderung der europäischen Filme insgesamt am Herzen, um zum US-Import einen kräftigen Gegenpol bilden zu können. Deshalb verfolgt die EU das Ziel stärkerer Verbreitung europäischer Filme gerade auch über Day-and-Date-Starts hartnäckig weiter.

* Das Modell des Day-and-Date-Starts sieht vor, dass ein Film in allen Ländern gleichzeitig anläuft. Ziel ist es, die Zeitspanne zwischen der Auswertung in den US-Kinos und der internationalen Auswertung entscheidend zu verkürzen, damit ungeduldige Filmfans aus aller Welt nicht auf die Raubkopie zurückgreifen müssen, um ihren Wunschfilm schnellstmöglich sehen zu können.

Zum Ausdruck kommt dies auch in einem Förderbonus von Europa Cinemas für Kinos, die eine Partnerschaft mit Online-Plattformen eingehen. Wie in den aktuellen Richtlinien des MEDIA-Unterprogramms (das seinerseits Teil von Creative Europe ist) nachzulesen ist, können Kinos, die am Europa-Cinemas-Netzwerk beteiligt sind, unter anderem über eine Partnerschaft mit einer Online-Plattform einen Bonus zur Basisförderung erhalten.

Tatsächlich gibt es auch in Deutschland bereits Kinos, die sich auf den ersten Blick auf diese Weise engagieren, als Beispiel sei nur der Dienst »Kino on Demand« genannt. Allerdings wird dort das Kinofenster gewahrt - während es im Rahmen der EU-Zusatzförderung ausdrücklich um die Unterstützung "neuer Filmstart-Methoden" geht. So ist Bedingung für diesen speziellen Bonus, dass ein europäischer (aber nicht nationaler) Film auf mindestens zwei Verbreitungswegen (einer davon der Kinosaal) parallel gestartet wird, genauer gesagt mit einer Abweichung von maximal zwei Wochen.

Zu den weiteren Modalitäten heißt es wörtlich: "Bei Kinobetreibern, die [...] einen Film an zwei aufeinanderfolgenden Wochen präsentieren, wird jede Vorführung zur Berechnung des Anteils an europäischen, nicht nationalen Filmvorführungen des Kinos doppelt gezählt. Die Betreiber müssen für diese Vorführungen ebenso wie für den Start des Films auf Video-on-Demand-Diensten in ihrem Land spezielle Nachweise erbringen: Partnerschaftsabkommen mit der Video-on-Demand-Plattform oder dem Pilotprojekt, das die Bedingungen für die Programmierung oder Promotion des Films auf beiden Verbreitungswegen erläutert, Dauer des Saalbetriebs und Anzahl der Vorführungen sowie verkauften Eintrittskarten für die betreffenden Filme. Eine Bilanz dieser Aktionen muss von beiden Partnern zugesandt werden."

Offenbar erhofft man sich auf EU-Seite von dieser Initiative belastbarere Daten, als sie eine von der EU in Auftrag gegebene, im Anschluss aber von der EU selbst sehr "frei" interpretierte Studie liefern konnte, bemerkte Blickpunkt:Film.

Vor allem in den USA werden Partnerschaften zwischen VoD-Plattformen und den Kinos ernsthaft diskutiert. Damit darunter nicht das Kinozeitfenster leidet, sollen Kinos für einen vorzeitigen VoD-Start nicht nur entschädigt, sondern sogar an den Einnahmen über die Online-Plattform beteiligt werden. Vorteil der parallelen Distribution ist die bessere Erreichbarkeit des Publikums auf dem Lande, das als zusätzliche Einnahmequelle ins Auge gefasst wird. Außerdem wird durch frühzeitige reguläre Online-Verbreitung, dem illegalen Vertrieb der Filme das Handwerk unterbunden wie Studien belegt haben.

Dass sich die deutschen Kinos und Verleiher gegen Veränderungen sträuben, haben wir am 5. Juni 2015 in einem Artikel der AG Kino Gilde zur Novellierung des Filmförderungsgesetzes ausführlich erläutert.

Dennoch wird sich die Verkürzung des Kinozeitfensters auf Dauer nicht verhindern lassen. Schon auf der nächsten IBC Broadcast-Messe , die vom 10.-15. September 2015 in Amsterdam stattfindet, will Time Warner über VoD und SVoD ernsthafter diskutieren, denn die Werbetreibenden wollen bessere Ausrichtung und eine Möglichkeit zur Interaktion mit den Zuschauern, die im Kino nicht möglich ist, aber als zukunftsweisende Technik je nach Geschmack mit Gold- und Silberpässen im Internet geplant ist.

* Wir haben das Prinzip des Day-and-Date-Starts in einem Update innerhalb des Textes nochmals näher erläutert.

Nachtrag vom 25.08.2015
Die Kinoverbände AG Kino - Gilde, AFCAE (Frankreich), FICE (Italien) und CICAE haben die jüngste Förderrichtlinienänderung von Europa Cinemas aufs schärfste kritisiert. Sie zeigen sich davon überzeugt, dass zeitgleiche Filmstarts in Kinos und als VoD vor allem für kleinere Kinos, die dem europäischen Film nicht selten 90 Prozent ihres Programms reservieren, zu einer existenziellen Gefährdung führen können.

Wie die vier Verbände weiter feststellen, sind nicht die Filmtheater, sondern die "maßlose Überproduktion" europäischer Filme bei seit Jahren fast stagnierenden Besucherzahlen verantwortlich für die "Unsichtbarkeit vieler europäischer Filme".

Quellen: Blickpunkt:Film | FTV | IBC | ots | Serienjunkies

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