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ARD & ZDF sparen unrechtmäßig am Programm

Verbände fordern bewilligte Gelder nicht zweckentfremdend zu verwenden.



Nicht nur der Verband Deutscher Drehbuchautoren unterstützt die Initiative von Dr. Marc Jan Eumann, Staatssekretär für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien in NRW, der nach aktuellen Presseberichten mit der Rundfunkkommission der Länder (KEF) endlich die Kluft zwischen Gebühreneinnahmen und Programmausgaben der öffentlich-rechtlichen Sender untersuchen will.

Der 19. KEF-Bericht hat für die Jahre 2009-2012 festgestellt, dass die ARD rund 93 Mio. und das ZDF sogar rund 142 Mio. Euro weniger für das Programm ausgegeben haben, als von der KEF für die Programmgestaltung bewilligt worden sind. Darüber hinaus wurde am 3. Februar bekannt, dass der neue Rundfunkbeitrag die Einnahmen von ARD, ZDF und Deutschlandradio deutlich üppiger sprudeln lässt als bisher prognostiziert. Ging die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) bislang von einem Plus in Höhe von 1,15 Mrd. Euro in der laufenden Gebührenperiode bis 2016 aus, so sollen sich die Mehreinnahmen nach neuesten Berechnungen auf bis zu 1,5 Mrd. Euro summieren.

VDD-Geschäftsführer Jan Herchenröder sieht dringenden politischen Handlungsbedarf: „Die Einsparung bei den Programmmitteln der öffentlich-rechtlichen Sender haben bedrohliche Züge angenommen – für die Qualität, für die Kreativen, welche die Inhalte unter starkem Kostendruck schaffen sollen, und damit für den Zuschauer, der immer weniger für seine Gebühren bekommt. Die Sender sparen lieber am Programm anstatt sich ausreichend mit den dringend notwendigen Reformen auseinanderzusetzen. Kernaufgabe der öffentlich-rechtlichen Anstalten ist aber, hochwertiges Programm zu machen.“

ARD, ZDF und Deutschlandradio fließen über den Rundfunkbeitrag in Höhe von monatlich 17,98 Euro im Jahr annähernd acht Mrd. Euro zu - mehr als ursprünglich geplant. Die Ministerpräsidenten haben daher beschlossen, den Beitrag ab April 2015 auf 17,50 Euro abzusenken. Der Autorenverband sehe dagegen wie die anderen Kreativenverbände diese Entwicklung seit langem mit Sorge und begrüße die neue politische Initiative, die Verwertung der Gelder genauer unter die Lupe zu nehmen. Anstatt bewilligte Gelder für ihr Programm zu verwenden, knausern die Öffentlich-Rechtlichen Anstalten bei der Sendegestaltung und decken damit lieber ihre Personalkosten, schrieb auch der Tagesspiegel am 31.01.2015.

Die Urheber sind in den letzten Jahren zu den Sparschweinen der Sender geworden – die Politik muss die Sender endlich verpflichten, die Programmittel auch ins Programm zu investieren“, so Herchenröder. Ohne politischen Willen verlören die gebührenfinanzierten Sender ihre Innovationskraft und mittelfristig auch die Bindung an den Zuschauer.

Auch der „Spiegel“ berichtete, dass die ARD zwischen 2009 und 2012 knapp 94 Millionen Euro weniger für ihr Programm ausgab, als ihr bewilligt worden war. Das ZDF investierte sogar 142 Millionen Euro weniger in seine Sendungen als ursprünglich vorgesehen. Anstatt das Geld für innovative, neue TV-Formate zu verwenden, würden mit dem Großteil der Summe stattdessen die Personalkosten der Sender gedeckt, so das Nachrichtenmagazin.

Die öffentlich-rechtlichen Anstalten sehen das natürlich ganz anders und verweisen auf ihre starke Marken und herausragendes Erzählkino, das u.a. dem ZDF 14,3 Prozent Marktanteil im Januar bescherte. Zu den erfolgreichen Sendungen des ZDF gehörten "Das Traumschiff", "Wilsberg", "Ein starkes Team" "Der Bergdoktor" und "Helen Dorn", die sich alle unter den Top 10 befanden. Absolute Spitze war am 6. Januar 2015 der Agent Ihrer Majestät: "James Bond 007 - Skyfall".

Deutsche Filme oder deutsche Koproduktionen waren dagegen nicht darunter. Sie fristen weiterhin ein Schattendasein im deutschen Fernsehen, weil sie nur selten oder meist zu spät ausgestrahlt werden. Dafür setzten die Anstalten vermehrt auf Serien und TV-Eigenproduktionen, die nicht fürs Kino gedacht sind. Ein Trend der auch international bei Netflix, HBO und neuerdings sogar Amazon zu beobachten ist.

Nach Meinung des ZDF-Intendanten Dr. Thomas Bellut stehen dagegen die Eigenproduktionen des Eventfernsehens wie der historische Dreiteiler "TANNBACH - Schicksal eines Dorfes" auf solidem Grund. "Mit seinem herausragenden Erzählkino setzt es darüber hinaus Standards für öffentlich-rechtliches Qualitätsfernsehen", so Bellut.

Auch die ARD ist stolz auf ihr Spielfilmengagement und verweist auf die diesjährigen BERLINALE bei der im Wettbewerb vier ARD-Koproduktionen zu finden waren. Darunter Andreas Dresens neuer Film "Als wir träumten" (Koproduzenten: RBB/BR/MDR/ARTE) sowie Sebastian Schippers Film "Victoria" der vom WDR produziert wurde und die Hauptstadt Berlin als Schauplatz hat. Außer Konkurrenz läuft im Wettbewerb außerdem Oliver Hirschbiegels Film "Elser - Er hätte die Welt verändert" (SWR/ARD Degeto/BR/WDR/ARTE). Und Patricio Gutmán führt mit seinem Dokumentarfilm "Der Perlmuttknopf" (WDR) über einen von den Weißen fast ausgerotteten Indianerstamm nach Patagonien in Chile. Die ARD ist außerdem mit 40 weiteren Koproduktionen in sämtlichen Sektionen der BERLINALE vertreten und das rbb Fernsehen ist erneut offizieller Partner der Berlinale.

Geht es nach Marc Jan Eumann, SPD–Staatssekretär für Medien in Nordrhein-Westfalen, soll die offensichtliche Diskrepanz zwischen Eigendarstellung und öffentlicher Wahrnehmung aber demnächst in der Rundfunkkommission der Länder zur Sprache kommen. Er will die Öffentlich-Rechtlichen dazu verpflichten, die für Programmgestaltung bewilligten Gelder auch tatsächlich nur für das Programm einzusetzen.

Würden sich ARD und ZDF daran halten, stünde ihnen jährlich ein 60 Millionen Euro höheres Budget für die Produktion von Filmen und Dokumentationen zur Verfügung. Von der Allianz Deutscher Produzenten gibt es bereits Applaus: Sie möchte mit mehr Geld an die „früheren Qualitätsstandards“ der öffentlich-rechtlichen Sender anknüpfen.

Den heutigen Programmen sieht man die immer schlechter werdende Qualität leider an. Ein "Tatort" zum Beispiel - immerhin ein Leuchtturm des deutschen Fernsehfilms - wird heute für nur noch etwa 75 Prozent des Budgets von 2004 gemacht, wenn man Inflation und Mittelkürzungen zusammenrechnet. Damit ist die Grenze des Machbaren erreicht. Gutes, qualifiziertes Fernsehen sollte dieser Gesellschaft auch zur Selbstreflexion und Identitätsversicherung aber etwas wert sein, so die Produzentenallianz.

Der Verband Privater Rundfunk und Telemedien e.V. (VPRT), die Lobbyisten des Privatfernsehens, sieht dagegen in den jährlichen Mehreinnahmen von ARD und ZDF, die Forderung für eine rasche Umsetzung der von der Politik bereits diskutierten Werbereduzierung in den öffentlich-rechtlichen Programmen bestätigt. Immerhin entsprechen rund 8 Milliarden Euro aus dem Rundfunkbeitrag insgesamt etwa dem Staatshaushalt eines europäischen Kleinstaates, so Dr. Tobias Schmid, Vorstandsvorsitzender des VPRT, der sogar für eine Abschaffung bzw. Reduzierung der Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Rundfunks plädiert.

Link: www.drehbuchautoren.de
Quellen: Tagesspiegel | VDD | rische & co pr | ots Presseportal | Produzentenallianz

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