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Video-on-Demand trotz hoher Preise im Aufwind (Update)

VoD-Portal von ARD & ZDF sollte zum Jahresende 2012 starten.



Am 21. Dezember 1952, also genau gestern vor 60 Jahren startete in Ost-Berlin das erste deutsche Fernsehen auf dem Boden der ehemaligen DDR, während der Nordwestdeutsche Rundfunk (NWDR) in Hamburg noch mit Versuchssendungen experimentierte. Wie damals - Ost gegen West - sendet auch heute noch jeder gegen jeden. Die öffentlich-rechtlichen Sender von ARD und ZDF kämpfen untereinander genauso um die Gunst der Zuschauer wie die Privaten von Sat.1 und RTL. Dabei bedienen sich die Sender zunehmend technischer Mittel, um die Konkurrenz abzuhängen. Verschlüsselung und HD-TV sind die Zauberworte von denen man sich viel verspricht, dem aber das Kartellamt den Riegel vorzuschieben versucht.

Wie angekündigt wird nämlich Unitymedia ab Jahresbeginn in Nordrhein-Westfalen und Hessen auf die Grundverschlüsselung der privaten Free-TV-Sender verzichten und damit einer Verpflichtung des Kartellamtes beim digitalen Empfang nachkommen. Damit können die Kunden dieser Region rund 70 digitale Fernsehsender in SD-Qualität direkt über einen kabelgeeigneten Digital-Receiver unverschlüsselt empfangen. Nur unter den Bedingungen durfte der jetzige Mutterkonzern Liberty Global den ehemaligen Kabelkonkurrenten übernehmen.

N A C H T R A G

Die anderen Kabelgesellschaften werden demnächst nachziehen müssen, denn das Kartellamt hat Strafen in Höhe von Strafen in Höhe von 55 Millionen Euro gegen die Sender ProSiebenSat.1 und RTL wegen wettbewerbswidrige Absprachen verhängt, sodass die Grundverschlüsselung der digitalen Free-TV-Programme über Kabel, Satellit und IPTV für die nächsten 10 Jahre prinzipiell aufgegeben werden muss. Zugleich entfällt die Grundlage für eine Entgelterhebung gegenüber Kabelnetz- und anderen Übertragungswegebetreibern für die SD-Verbreitung, heißt es in einer Meldung des Kartellamtes vom 28. Dezember 2012.

Allerdings mus man solche Zugeständnisse der Sender und Kabelgesellschaften auch unter dem Druck weiterer technischer Entwicklungen sehen. Die HD-Programme erfreuen sich zunehmender Beliebtheit und spülen ordentlich Geld in die Kassen der Kabel- und Pay-TV-Anbieter, denn ist die Verschlüsselung von HD-Programmen ist weiterhin erlaubt. Sogar der Abosender SKY, der schon unter dem Namen PREMIERE jahrelang Verluste geschrieben hat, konnte endlich die Gewinnzone erreichen, da die Tendenz der Zuschauer in Richtung individueller Programmgesstaltung geht - dem Fernsehen auf Abruf.

Bereits am 25. April 2012 wurde unter dem Arbeitstitel »Germany's Gold« ein von ARD und ZDF geplantes Videoportal offiziell aus der Taufe gehoben. Doch seitdem ist es relativ still um das Projekt geworden, das eigentlich zum Jahresende hätte starten sollen. Bekannt wurde nur, das die Rechtsform der öffentlich-rechtlichen Videoplattform von ARD und ZDF eine GmbH mit Berlin Sitz in Berlin sein wird. Betrieben werden soll die VoD-Plattform von den ARD- und ZDF-Tochterunternehmen WDR Mediagroup und ZDF Enterprises.

Außerdem sind an dem Video-on-Demand-Portal 17 Produktionsunternehmen beteiligt; darunter Bavaria Fernsehproduktion, Beta Film, Brainpool TV, MME Moviement, Odeon Film, Studio Hamburg Produktion Gruppe, Telepool, TV 60Film und Ziegler Film. Darüber hinaus werden aktuell Gespräche mit Verlagen geführt über eine Beteiligung an Germany's Gold. Die Produktionen der beteiligten Unternehmen werden entweder im Abo (Subcription-Video-on-Demand), als kostenlose Filmclips mit Werbung oder als kostenpflichte Downloads (Download-to-Own) angeboten. Geplant ist nun erst im nächsten Jahr mit rund 2500 Sendestunden aus den Bereichen Dokumentationen, Ratgebersendungen, Shows, Serien und Spielfilmen zu starten.

Laut WDR-Mediagroup-Geschäftsführer Michael Loeb sollen die Nutzer über alle gängigen Zugangswege wie Internet oder Hbb-TV-fähige Fernseher Zugriff auf die Plattform haben. Die Lizenzgeber erhalten an den Erlösen einen "marktgerechten Anteil". Laut Alexander Coridaß, Geschäftsführer ZDF Enterprises, orientiere sich die Preisgestaltung an iTunes. Das Management in Berlin sucht derzeit noch nach einem Namen für die Plattform. Der Name »Germany’s Gold« gilt als wenig geeignet, da auch die Märkte in Österreich und der Schweiz bedient werden sollen.

Läuft alles nach Plan und die Aufsichtsbehörden in Bonn und Brüssel stimmen zu, könnten bald öffentlich-rechtliche Produktionen wie z.B. die ARD-Reihe "Tatort" oder die ZDF-Serie "Die Rosenheim-Cops" in einer riesigen Online-Videothek angeboten werden. Zu diesem Zweck vermarktet die WDR Mediagroup künftig auch Online-Angebote. Ab Januar gehören die Werbeflächen der VoD-Portale cinedom.tv, in denen deutsche Filmklassiker kostenlos angesehen werden können, sowie das Independent Cinema Portal freestar.tv zum Portfolio. Letzteres hat sich auf Arthouse Filme des unabhängigen Kinos spezialisiert und ist derzeit auch über die Entertain-Plattform der Deutschen Telekom als Pay-per-View-Kanal abrufbar.

Die privaten Fernsehsender waren mit einem ähnlichen Vorhaben unter dem Arbeitstitel "Amazonas" am Kartellamt gescheitert. Die Behörde befürchtete durch die starke Position der beteiligten Sendergruppen im Werbemarkt Nachteile für den Wettbewerb. Jürgen Doetz, Präsident des Verbandes Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) monierte die Entscheidung und kündigte Berufung an:

"Es müsse geprüft werden, ob die angekündigte Werbefinanzierung der öffentlich-rechtlichen Plattform überhaupt zulässig sei, da diese in Konkurrenz zu den privaten Anbietern von Video-on-demand-Angeboten stehe", so Doetz.

Die ARD kümmern diese Argumente wenig. Vielmehr beschlossen die ARD-Intendanten sogar Videos für Jüngere in ihrer ARD-Mediathek zu bündeln, um die Bewegtbildinhalte für junge Zielgruppen in der unter „Junge ARD“ leichter auffindbar zu machen. Dies gilt auch für Livestreams und on-demand-Videos von bekannten Sendungen aus dem Hauptprogramm der ARD. Und auch das ZDF hat sich jetzt bereit erklärt, an einem gemeinsamen Jugendkanal mitzuwirken. Mit dem KIKA Kinderkanal existiert bereits ein ähnliches Gemeinschaftsprodukt, das als Vorbild für den zukünftigen Jugendkanal dienen soll.



Google TV seit Mitte November am deutschen Markt.
Inzwischen drängen allerdings ausländische Plattformen wie Google TV, die mit Sony eine Allianz eingegangen sind, auf den deutschen Fernsehmarkt. Die RTL-Sendergruppe schließt aber eine Vermarktung ihrer Sendungen durch Fremde Unternehmen kategorisch aus. ProsiebenSat.1 zeigt sich deutlich offener, denn im Markt der hybrid TV-Applikationen zählt nicht der technische Service sondern vor allem der Content selbst, erklärte ein Sprecher des TV-Konzerns gegenüber dem Wirtschaftsmagazin.



Vivendi will im deutschen VoD-Markt mitmischen.
Auch der französische Medienkonzern Vivendi will mit hohen Investitionen in den deutschen Markt für Video-on-Demand einsteigen, seitdem sich - laut Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) - ein deutlicher Trend zu VoD und Pay-per-View abzeichnet und ein Zuwachs von 39 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nachgewiesen wurde. Zwar hatte die Stiftung Warentest festgestellt, dass alle VoD-Anbieter deutlich teurer waren, als Videotheken in denen noch physische Datenträger vermietet werden. Doch die Verbraucher lieben offensichtlich die Bequemlichkeit und bestellen per Online-Stream sogar HD-Filme, auch wenn sie bei Maxdome oder Videoload für deutlich schlechtere Qualität mehr bezahlen müssen als für Blu-rays in den Media-Märkten.

Die in Berlin neu gegründete Vivendi-Tochtergesellschaft Multiscreen Entertainment will im nächsten Jahr jedoch alles anders machen und wird voraussichtlich im dritten oder im vierten Quartal 2013 mit ihrem Dienst starten. Das Modell soll wie Netflix in Amerika eine Flatrate für unbegrenzten Videokonsum enthalten, der für alle Endgeräte gelten wird.

Stefan Schulz, Chef der Firma, äußerte sich schon jetzt: „Wer einmal zahlt, hat einen kompletten Zugang zu allen angebotenen Filmen, kann so viel schauen wie er will und auf welchem Gerät er will". Der Dienst werde zunächst in Deutschland angeboten. „Das ist ein wichtiges strategisches Projekt für Vivendi. Von Deutschland aus soll das Modell in ganz Europa ausgerollt werden.

Dass immer mehr Zuschauer die leichte Handhabbarkeit von Video-on-Demand (VoD) entdecken – zu diesem Schluss kommen der Bundesverband Audiovisuelle Medien (BVV) und die Gesellschaft zur Förderung audiovisueller Medien (FAM) in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Insgesamt wurden 10,1 Millionen Titel im Wert von rund 38 Millionen Euro ausgeliehen. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einer Umsatzsteigerung von rund 63 Prozent.

Premium VoD noch kein großer Erfolg.
Der neueste Trend, der den Videotheken den Todesstoß verpassen könnte, ist Premium VoD, das von den Hollywoodmajors Fox, Sony, Universal und Warner in den USA über Pay-TV-Anbieter vermarktet wird. Ziel der relativ teuren Premium VoD ist es, die illegale Verbreitung von Raubkopien über das Internet einzudämmen. Neue Filme sollen in hoher Qualität zeitnah oder in Zukunft sogar zeitgleich mit der Kinoauswertung vermarktet werden. Der Aufschrei der Kinobetreiber ist zwar groß, doch die Verleihfirmen hoffen durch die schnelle Verbreitung, die nur nur zwei Monate nach Kinostart erfolgt, neue Kunden zu gewinnen, die nicht oder nur noch selten ins Kino gehen und bereits ein eigenes Heimkino für die ganze Familie besitzen.

Die Rating-Agentur Moody's steht dem Konzept von Premium VoD jedoch ziemlich negativ gegenüber. Trotz guter Qualität sin die hohen Premium Preise von fast 40,- US $ nur für wenige Kunden bisher ein Kaufargument gewesen. Moody's empfiehlt den Studios, wieder zur vollen Kinoauswertung zurückzukehren und nicht die langfristige Performance der bewährten Vertriebswege zu untergraben.

In Deutschland sind derartige Vertriebswege - vorbei an den Kinos - nur möglich, wenn keine Filmförderung in den Filmen steckt, sie also eigenfinanziert sind. Andernfalls kann eine DVD, VoD oder Blu-Ray Auswertung frühestens ein halbes Jahr nach der Kinoauswertung erfolgen.

Link: www.was-ist-vod.de
Quellen: Blickpunkt:Film | W&V | tv & medien | filmecho | Wirtschaftsmagazin | Focus

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Deutscher Produzententag stellte Online Plattform "Germany's Gold" vor. Gleich zum Auftakt der der diesjährigen Berlinale fand am 7. Februar 2013 wieder der Deutsche Produzententag der Produzentenallianz statt und widmete sich diesmal nicht dem dig

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