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CES 2017: Kodak vertröstet Super-8-Fans

Die schon für 2016 angekündigte neue Super-8-Kamera von KODAK soll später erscheinen. - Vorhandene Filmprojektoren für Digitalabtastung umbauen.



Kodak's glanzvolle Zeiten scheinen endgültig vorüber zu sein, auch wenn der Konzern sich eifrig mit Marketingmaßnahmen bemüht, im Gespräch zu bleiben. Noch vor wenigen Jahren wurden die heute Nacht vergebenen OSCARS® mit einer großen Hollywood-Party im Kodak Theatre in L.A. gefeiert. Mit der Pleite der Kodak Company mussten die Namensrechte jedoch an Dolby abgetreten werden, denn die Party läuft weiterhin an gleicher Stelle im selben Gebäude, das jetzt aber Dolby Theatre heißt.

Obwohl heutzutage kaum noch jemand auf teurem Filmmaterial dreht, schwärmen einige prominente Regisseure immer noch für Kodak Filmmaterial, das einen anderen Kontrastumfang wiedergeben kann als herkömmliche Digitalaufnahmen, sofern diese nicht im High Dynamic Range Verfahren (HDR) aufgenommen wurden. Dazu gehören u.a. Christopher Nolan, Quentin Tarantino und Steven Spielberg, die sich zudem von Kodak mit überschwänglichen Zitaten vor den Kampagnenwagen für ein Revival des Super-8-Formats spannen lassen.

Auch die 18. Dresdner Schmalfilmtage, die vom 19.-21. Januar 2017 in der Motorenhalle, dem Projektzentrum für zeitgenössische Kunst, stattfanden, zeigten dass manche Filmemacher mit wenig Geld, aber viel Enthusiasmus auch im Digitalzeitalter immer noch auf den guten alten Schmalfilm schwören und in dieser Sparte weiterhin kreativ bleiben.

Für die 18. Ausgabe der Dresdner Schmalfilmtage wurden 130 Streifen aus aller Welt im Super-8 oder Super-16-Format eingereicht, 13 von ihnen waren im Wettbewerb zu sehen gewesen. Der Hauptpreis ging an Julius Dommer. Sein Dokumentarfilm "Berta" dreht sich um die Schlachtung einer gleichnamigen Kuh und greift tierethische Fragen auf. Eine lobende Erwähnung fand der 17 Minuten lange französische Experimentalfilm "Les Eaux dormantes" von Emmanuel Piton. Hier der Trailer, der aber nur direkt auf Vimeo anzusehen geht:



Für das digitale DCI-Kino gibt es mittlerweile die Tendenz mit HDR-Aufnahmen den begrenzten digitalen Kontrastumfang zu erweitern. Bis auf Kinos mit Laserprojektion (z.B. IMAX) können die meisten Lichtspieltheater den größeren Farb- und Kontrastumfang jedoch noch nicht korrekt wiedergeben, aber das soll sich bald ändern.



Für UHD-TV oder neuen UHD-Blu-ray im 4K-Format ist die Wiedergabemöglichkeit des HDR-Features zwingend vorgeschrieben, um ein überwältigendes Erlebnis dem Betrachter auch zu Hause am 4K-Breitbild-TV bieten zu können. Auf der CES Consumer Messe in Las Vegas hatte Sony einen UHD-Blu-ray Spieler für nur 400 Dollar angekündigt. Bis zur IFA im Spätsommer wird er sicherlich auf dem Markt sein. Von der CES, die vom 5.-8. Januar 2017 stattfand, hatten wir diesmal nicht berichtet, weil es außer Sony's Ankündigung kaum etwas aus der Film- und Fernsehbranche zu berichten gab. Im Vordergrund standen wohl Pressemeldungen zu Multimediaanwendungen in der Automobilbranche. Zukünftige Elektromobile sollen sich untereinander vernetzen können, um dann noch besser und sicherer und ohne Chauffeur von A nach B gelangen. Dazu benötigen sie neben zahlreichen Sensoren auch miniaturisierte und dennoch hochauflösende Kameras mit Rundumblick. Die Forschungsergebnisse werden natürlich auch in herkömmlichen Filmkameras sowie Drohnen irgendwann einfließen.

Kodak scheint dagegen auf erfolgreiche und vergangene Jahre zurückblicken zu wollen und zeigte im Filmbereich erste funktionsfähige Muster seiner neuen Super-8-Kamera. Sie hat jetzt einen ausklappbaren LCD-Schirm als Sucher und wird darüber auch per Menü gesteuert. Der Preis stieg allerdings innerhalb des Entwicklungsjahres von ursprünglich angepeilten 400 $ auf ca. 2.000 $. Dafür zeichnet das Modell offensichtlich nicht nur auf Film auf, sondern hat einen SD-Card-Slot und einen USB-Anschluss. Die Prototyp weist außerdem ein Fach für herkömmliche Super-8-Film-Cartridges auf. Darüber hinaus kündigte die Firma im Rahmen der CES2017 auch neues Super-8-Filmmaterial an, sodass das Projekt »Super 8« jedenfalls noch nicht gestorben ist.

Einen anderen Ansatz verfolgte Nolab mit einer Digitalkassette für Super-8 schon 2013. Ähnlich wie das 2009 von P+S avisierte 2K Digi-Mag für die Filmkamera Arriflex 16 SR 3, enthielt das geplante Super-8-Cartridge einen elektronischen Sensor, die Signalelektronik und ein Wechselspeichersystem. Der Nolap Sensor sollte das Bild von einer Mattscheibe abnehmen, der als Teil der Cartridge in der Filmebene herkömmlicher Super-8-Kameras positioniert wird. Die Elektronik in der Cartridge können die Bilder dann auf eine interne Speicherkarte schreiben. Im Prinzip erinnert die Idee an die Leica R8 & R9, die für ihre inzwischen eingestellten Modelle der Leicaflex-Familie ein Digitalmodul herausgebracht hatten, das anstelle der herkömmlichen Rückwand, die für den planen Andruck des Filmtransportes zuständig war, eingesetzt werden konnte. Der hohe Preis und die schwache Performance des eingebauten Chips lies die Idee aber schnell sterben.

Weiterentwickelt werden dagegen Umbauten für Super-8-Filmprojektoren von der Firma film-digital, um daraus professionelle Filmtransfer-Systeme für die Full HD-Abtastung mit DSLR-Technik anbieten zu können. Für den Umbau eignen sich bekannte Projektoren von Bauer, Braun oder Elmo. Das Unternehmen setzt auf Wunsch neue Schrittmotoren ein, sodass alternativ die Bewegtbild-Abtastung auch in Form von Einzelbildern erfolgen kann, was eine höhere Bildqualität ermöglicht. Zudem sind auch HDR-Aufnahmen bei der Einzelbildabtastung möglich.

Die Firma Film-Digital hat außerdem eine spezielle HD-Lichteinheit und DSLR-Filmtransferoptiken entwickelt. Die Beleuchtungseinheit wird gegen dimmbare LED-Lichtquellen ausgetauscht, sodass die umgebauten Projektoren mit gängigen DSLR- und SLS-Camcordern verwendet werden können, ohne den empfindlichen Sensor zu schädigen oder Überbelichtungen zu verursachen. Auch die Optik wird umgebaut und ist kompatibel mit Sensorgrößen von APS-C bis hin zu Super 35. Die Bajonettfassungen der jeweiligen Kameramodelle werden über einen handelsüblichen M42-Adapter mit dem Filmtransfer-Spezialobjektiv verbunden. So wird aus einem Filmprojektor ein Transferprojektor: Komplettsets gibt es von 1.590.- bis 2.290.- Euro, je nach Ausstattung.

Quellen & Links: FTV | film-digital.de

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