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Nach Rekordgewinn Pinewood Studios verkauft

US Investment-Fonds schlägt nach Abwertung des engl. Pfunds bei den Londoner Pinewood Studios zu.



Die berühmten britischen Pinewood Filmstudios haben seit den sechziger Jahren fast alle James-Bond-Filme gedreht. Auch in Berlin sind die Engländer durch eine enge Partnerschaft mit der Studio Hamburg GmbH seit mehr als zwei Jahren in Adlershof bei Studio Berlin vertreten.

Letztere haben allerdings gerade mit kartellrechtlichen Problemen zu kämpfen, denn gegen die Studio Berlin Adlershof GmbH, ihre Schwestergesellschaft Studio Berlin Broadcast GmbH sowie gegen die Bavaria Studios & Production Services GmbH wurden am 28. Juli 2016 Bußgelder in einer Höhe von insgesamt ca. 3,1 Mio. Euro wegen der Beteiligung an einem kartellrechtlich unzulässigen Informationsaustausch verhängt.

Die Ermittlungen wurden durch einen Kronzeugenantrag des tatbeteiligten Studiobetreibers MMC Studios Köln GmbH ausgelöst. Zwischen den verantwortlichen Vertretern der Unternehmen gab es im Zeitraum von September 2011 bis Dezember 2014 regelmäßig Zusammenkünfte bei denen Informationen über Preise, Angebotsinhalte, ihr Angebotsverhalten und andere wettbewerblich sensible Informationen ausgetauscht wurden.

"Auch wenn es zwischen den Beteiligten nicht zu konkreten Angebotsabstimmungen gekommen ist, haben wir einen Fehler begangen", räumt Johannes Züll, Vorsitzender der Geschäftsführung der Studio Hamburg GmbH, ein. "Wir haben zwischenzeitlich umfassende Aufklärungen und Schulungen bei uns im Haus durchgeführt, damit so etwas zukünftig nicht mehr passiert."

Von Seiten der Bavaria heißt es in einem Statement: "Das Verfahren des Bundeskartellamtes hat nunmehr ein Jahr gedauert. Während dieser Zeit haben wir vollumfänglich und uneingeschränkt mit der Behörde kooperiert. Das Verfahren wurde nun einvernehmlich beendet. Wir akzeptieren das verhängte Bußgeld und haben im Jahresabschluss der Bavaria Studios & Production Services GmbH zum 31.1.2016 Vorsorge in ausreichender Höhe getroffen."

In Großbritannien dagegen, wo nach dem Brexit das englische Pfund kräftig abgestürzt ist, weckte dies Begehrlichkeiten beim US Investment-Fonds Venus Grafton, der die in den letzten Jahren gut ausgebauten Studios gerne für die Rekordsumme von 425 Mio. Dollar übernehmen möchte, um zukünftig in London preisgünstiger und besser als anderswo produzieren zu können. Für Adlershof und vor allem für Studio Babelsberg, dem Konkurrenten in Potsdam-Babelsberg, sind dies allerdings weniger gute Nachrichten.

"Die Brexit-bedingten Währungsverschiebungen könnten das exportorientierte Projektgeschäft von Studio Babelsberg existenzbedrohend beeinflussen", hatte das Unternehmen nach der Hauptversammlung in einer Presseerklärung vom 24. Juni 2016 mitgeteilt. Die Auslastung sei im ersten Halbjahr 2016 aufgrund des Wegfalls zwei großer internationaler Filmproduktionen "alarmierend".

Die Londoner Pinewood Studios haben dagegen im Ende März abgeschlossenen Geschäftsjahr einen Rekordgewinn von 13,6 Mio. Pfund (rund 15,9 Mio. Euro) erzielt; das ist mehr als das Doppelte des Vorjahreswertes von 5,8 Mio. Pfund (rund 6,8 Mio. Euro). Der Umsatz des Studios, das seine Auslastung im Jahresvergleich von 80 auf 90 Prozent steigern konnte, lag mit 83,2 Mio. Pfund (rund 97,3 Mio. Euro) um rund elf Prozent über dem des Vorjahres, so Ivan Dunleavy, CEO der Pinewood Studios.

Die Umsatz- und Gewinnsteigerung sei vor allem Filmen wie "Star Wars: Das Erwachen der Macht", "James Bond - Spectre", "Rogue One: A Star Wars Story", "Assassin's Creed" und "Bridget Jones's Baby" zu verdanken. Laut Studioboss Ivan Dunleavy habe auch das aktuelle Geschäftsjahr sehr gut begonnen. Zu Ende Juni habe man fünf neue Sets einweihen können.

"Wir freuen uns, dass wir mit dem von Barbara Broccoli produzierten 'Film Stars Don't Die in Liverpool' die erste Produktion, die die neuen Produktionseinrichtungen nutzen wird, begrüßen können. Wie erwartet, haben wir bereits einen Vertrag für einen weiteren großen Film, der die neuen Sets ab August 2016 nutzen wird, unterschrieben", so Dunleavy. Wie Dunleavy weiter erklärte, wurden strategische Optionen für das Studio "zum Wohle der Aktionäre" geprüft. Die aktuelle Eigentümerstruktur bremse das Wachstum des Studios aus und stehe der Leistung am Main Market der Londoner Börse entgegen, hieß es zur Begründung.

Bereits im Februar dieses Jahres hatte das Studio die Investmentbank Rothschild mit der Prüfung eines Verkaufs beauftragt. Vor Bekanntwerden der Pläne wurde das Unternehmen an der Börse mit rund 250 Millionen Pfund bewertet (318 Millionen Euro). Am Donnerstag, den 11. Februar 2016 lag die Marktkapitalisierung schon bei mehr als 300 Millionen Pfund und damit nahe dem Wert, den Analysten als Verkaufspreis für realistisch hielten.

Nun wurde am 28. Juli 2016 die Suche nach einem Übernahmekandidaten von Erfolg gekrönt: Der US Investment-Fonds Venus Grafton erhielt den Zuschlag für 425 Mio. Dollar. Die finanziellen Details des Deals sollen über die nächsten Wochen ausgearbeitet werden.

"Wir sind überzeugt, dass wir den richtigen Partner für unser Unternehmen gefunden haben - einen Partner, der unsere langfristige Vision für die Zukunft der Gruppe teilt", erklärte Pinewood-CEO Ivan Dunleavy.

Das Engagement des Studios für die britische Kreativindustrie werde durch diesen Schritt nicht schrumpfen - im Gegenteil, schließlich ziele er gerade auf einen Ausbau des Geschäfts ab. Pinewood baute zuletzt seine Studios in Buckinghamshire aus, nicht weit entfernt von London. Auch in Wales entstanden neue Produktionsstätten. Dort drehte Pinewood für die Prime-Sparte des Versandhändlers Amazon eine eigene Serie über ein Pariser Modehaus nach dem Zweiten Weltkrieg ab.

Link: www.pinewoodgroup.com
Quellen: FAZ | Focus | Blickpunkt:Film

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