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Eigenes Filmförderprogramm für TV-Serien

Bundeswirtschaftsministerium wird dem DFFF nicht unter die Arme greifen.



Dass die Bundesregierung in ihrem Haushaltsentwurf für 2016 der Forderung des Bundesrates nach einer Aufstockung des Deutschen FilmFörderFonds (DFFF) nicht nachkommen würde, war leider befürchtet worden. Dass dafür im kommenden Haushaltsplan des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) sich nun tatsächlich jene zehn Mio. Euro an zusätzlichen Fördermitteln finden, die Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel ursprünglich schon in diesem Jahr zur Verfügung stellen wollte, ist ein großartiges Signal für die Kultur - aber nicht für den DFFF.

Bereits im Juni 2015 hat die diesjährige DFFF-Antragssumme den Topf überschritten und damit die prekäre Antragssituation beim DFFF bestätigt. Dennoch kann Kulturstaatsministerin Monika Grütters laut Regierungsentwurf für den Bundeshaushalt 2016 in ihrem Etat mit einem (geplanten) fünfprozentigen Zuwachs rechnen. Das Geld wird aber nicht in die Filmförderung gesteckt, sondern kommt anderen Kultureinrichtungen zugute. Darunter der Erweiterung des Berliner Kulturforums mit einem Neubau an der Potsdamer Straße für die moderne Kunst sowie dem Auslandsfernsehen der Deutschen Welle und anderen Kultureinrichtungen. Somit verhallte offenbar auch der jüngste "Weckruf" des FFA-Verwaltungsrates in Sachen Filmerbe zunächst einmal ungehört. (Wir berichteten hier am 25. Juni 2015)

Monika Grütters: „Es ist ein großartiges Signal für die Kultur in Deutschland, die auch 2016 mit zusätzlichen Mitteln im Kulturhaushalt des Bundes weiter gestärkt wird. Der Bund gibt den Künsten eine Perspektive und geht trotz Schuldenbremse und ausgeglichenem Haushalt mit gutem Beispiel voran.“

Während also die Filmbranche nicht von der für 2016 geplanten signifikanten Erhöhung des BKM-Haushalts profitiert, finden sich dennoch im inzwischen vom Kabinett abgesegneten Regierungsentwurf für den Bundeshaushalt 2016 jene zehn Mio. Euro des BMWi für ein neues Förderprogramm, das allerdings vornehmlich der TV- und Serienfilmförderung dient, um auch in Deutschland den amerikanischen Globalplayern wie NETFLIX etwas entgegensetzen zu können.

"Für die Unterstützung und Erschließung neuer Leitmärkte im Dienstleistungssektor und zur Erschließung der Potenziale in den Bereichen Kultur- und Kreativwirtschaft, Gesundheitswirtschaft, Tourismus u.a. stehen 2016 insgesamt rund 15,5 Mio. Euro zur Verfügung. Dazu gehört auch ein neues Programm zur Förderung der Filmwirtschaft in Höhe von 10 Mio. Euro, das der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft des Filmstandorts Deutschland dienen soll. Dabei wird der Einsatz moderner Technik aus Deutschland besonders berücksichtigt werden", so Sigmar Gabriel vom BMWi.

Selbstverständlich steht auch dieser Haushaltsposten unter dem Vorbehalt der parlamentarischen Abstimmung über den Bundeshaushalt.

Dass eine Aufstockung der deutschen Filmförderung dringend erforderlich sei, zeigte wieder einmal das 55. Fernsehfestival in Monte-Carlo bei dem deutsche Produktionen im internationalen Vergleich keine Chancen hatten.

Bei der Verleihung der Goldenen Nymphen, die am 18.06.2015 in Monaco vergeben wurden, unterstrich Großbritannien eindrucksvoll seine Stärke im fiktionalen Erzählen mit dem BBC-Fernsehfilm "Marvellous", der in drei Kategorien gewann. Auch die englische Mini-Serie "The Missing" überzeugte die Jury. Als Beste Europäische Comedy-Serie siegte die norwegische Produktion "Lilyhammer". Hier der Trailer der erfolgreichen NETFLIX-Serie:



Als Beste Internationale Comedy-Serie wurde "Welcome to Sweden" aus dem Nachbarland Schweden geehrt. Die deutschen Fernsehfilme "Das Zeugenhaus" und "Die Spiegel-Affäre" gingen leer aus.



Betrübliches Zeichen für die Filmkultur in Deutschland.
Dass die Kürzung des DFFF von 60 auf 50 Mio. Euro im Bundeshaushalt 2016 nicht rückgängig gemacht wird, obwohl der darin vorgesehene Etat für den Kulturhaushalt insgesamt um ca. 60 Mio. Euro steigt, empfindet Uli Aselmann, Vorsitzender der Sektion Kino in der Produzentenallianz, als "betrübliches Signal für die Filmkultur in Deutschland".

Aselmann führt dazu aus: "Es ist für uns Produzenten nicht nachvollziehbar, wie die Kulturstaatsministerin auf der einen Seite wiederholt Risiko- und Experimentierfreude für den deutschen Film fordert und ihm auf der anderen Seite eine ausreichende Finanzierung verweigert. Denn gerade für innovative und riskante Projekte wie den von Frau Grütters oft und vollkommen zu Recht gerühmten Filmpreis-Gewinner 'Victoria' ist der DFFF als automatische - nämlich gremienunabhängige - Förderung ein essenzieller Finanzierungsbestandteil."

Die Folgen der DFFF-Kürzung erläutert der Vorsitzende des Gesamtvorstands der Produzentenallianz, Alexander Thies:

"Die Kürzung kostet Arbeitsplätze und hat für unsere Produktionen mit unseren Partnern, den Filmschaffenden, wie auch uns Produzenten selbst, erhebliche Auswirkungen. Die Misere wird dadurch verschärft, dass es kein Verfahren zur Zuordnung der Mittel bei der absehbaren überbordenden Nachfrage gibt, obwohl die Mittelknappheit durch die Kürzung absehbar war. So laufen die Firmen nach jahrelangen Vorbereitungen, die Filmprojekte und der Antrag beim DFFF erfordern, in die Investitionsfalle. Das bedeutet einen weiteren bitteren Vertrauensschaden für den DFFF, dessen Wirkung besonders auch auf ausländische Partner bei internationalen Koproduktionen fatal sein wird. Die Kürzung des DFFF um zehn Mio. Euro, die im Bundeshalt 2016 offenbar nicht rückgängig gemacht werden soll, bewirkt, dass über 60 Millionen Euro an Produktionswertschöpfung verloren gehen, den Verlust von hunderten Arbeitsplätzen und fehlende Steuereinnahmen, die den durch die DFFF-Kürzung 'eingesparten' Betrag deutlich übersteigen", so Thies.

Quellen: Blickpunkt:Film | filmecho/Filmwirtschaft | Produzentenallianz

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