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Filmschaffende kämpften verzweifelt für den DFFF

Haushaltsausschuss nickt DFFF-Kürzung ab.



Am 3. November 2014 fand im Haushaltsausschuss eine entscheidende Sitzung statt, bei der die Kürzung des DeutschenFilmFörderFonds (DFFF) von derzeit 60 Millionen Euro auf 50 Millionen Euro beschlossen wurde. Die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien (BKM) Monika Grütters hatte Anfang des Jahres noch verkündet, ihn auf 70 Millionen aufstocken zu wollen.

Doch die Finanzpolitiker in der Bundesregierung machten ihr einen Strich durch die Rechnung, obwohl die Filmförderung, wie eine aktuelle Studie der renommierten Roland Berger Strategy Consultants GmbH belegt, jeden eingesetzten Euro sicher und schnell fast verdoppelt als Steuereinnahmen zurück in die Staatskasse spült.

Allerdings wurde der Kulturhaushalt in der Etatplanung für 2015 insgesamt um gut vier Prozent auf 1,34 Mrd. Euro aufgestockt. Darin enthalten sind auch eine Mio. Euro für die Digitalisierung des Filmerbes.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters erklärte im Anschluss an die Ausschusssitzung: "Mit seinen Entscheidungen ermöglicht der Haushaltsausschuss wichtige Impulse für die Kulturpolitik, wie z. B. den Neubau eines Museums für die Kunst des 20. Jahrhunderts, verschiedene Investitionen im Rahmen des Bauhausjubiläums und die Aufnahme des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste in die institutionelle Förderung. Dies ist umso erfreulicher, als in einigen Bundesländern leider eine Tendenz zur Reduzierung der Kulturhaushalte sichtbar geworden ist."

Kurz vor Beginn der Beratungen zum Bundeshaushalt 2015 haben sich nochmals über 60 namhafte Vertreter des deutschen und deutschsprachigen Films mit einem Offenen Brief an die Bundeskanzlerin, das Kabinett und den Deutschen Bundestag gewandt. Ihr Ziel: Die geplante Kürzung des DFFF noch abzuwenden und stattdessen auf eine Erhöhung des Anreizinstrumentes hinzuwirken. Die Verantwortung für die Redaktion und Realisation dieser Initiative hat die Deutsche Filmakademie unter dem Motto "Filmer für den Förderfonds" übernommen.

Die Filmkünstler verweisen in ihrem Schreiben ausdrücklich auf die frappierenden Ergebnisse der kürzlich veröffentlichten Studie "Volkswirtschaftliche Effekte der Filmförderung in Deutschland", die von Roland Berger im Auftrag von mehr als 25 Unternehmen und Verbänden der Filmwirtschaft erstellt wurde. Demnach hätte schon eine geringfügige Absenkung des DFFF-Volumens spürbar negative Auswirkungen auf Produktionsumsatz, Beschäftigung und Steuereinnahmen. Gleichzeitig betonen die prominenten Filmschaffenden aus allen Gewerken in dem Brief den Effekt, "dass bereits eine geringe Aufstockung um zehn Prozent ein deutliches Mehr an Beschäftigung und Steuereinnahmen implizieren würde. Andererseits entginge dem Staat bei einer Reduktion um denselben Faktor bereits das Dreifache der Summe, die durch eine DFFF-Kürzung eingespart würde".

"Der DFFF hat den Filmstandort Deutschland belebt und internationalisiert. Er hat zu einem spannenden Know-How-Transfer und ständigem künstlerischen Austausch zwischen den unterschiedlichen Kino-Kulturen geführt. Er hat unser Land nicht zum attraktiven Ziel für einen inhaltslosen Produktionstourismus gemacht, sondern zu einem handwerklich, technologisch und künstlerisch geachteten Player auf der Karte des Weltkinos. Dort können wir aber nur weiter bestehen, wenn wir auch als Standort so attraktiv bleiben wie andere Länder z.B. die USA, Kanada oder Großbritannien, die ihre Fördermaßnahmen derzeit eher aufstocken, als sie zu reduzieren", heißt es unter anderem in dem Appell.

Die komplette Studie von Roland Berger finden Sie hier als PDF.
Den Offenen Brief im Wortlaut und die Liste der Unterstützer finden Sie hier.

Der Offene Brief ist indes nur eine der Initiativen, die sich derzeit für eine Stärkung des DFFF einsetzen. Die SPIO und die MPA haben sich bereits mit eigenen Schreiben an die Politik gewandt und gestern forderte der Gesamtvorstand der Allianz Deutscher Produzenten - Film & Fernsehen (Produzentenallianz) noch einmal die Rücknahme der DFFF-Kürzung. Auch die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di macht in Sachen DFFF gemeinsam mit dem Schauspielerverband BFFS Druck auf die Politik und schrieb an den Bundestag, die Kürzung "eines der effizientesten Investitionsförderprogramme der Filmwirtschaft" zu stoppen.



Frank Werneke, stellvertretender ver.di-Vorsitzender fordert Stopp der DFFF-Kürzung:
Mit der Kürzung des Deutschen Filmförderfonds (DFFF) um zehn auf 50 Mio. Euro wird ein "fatales Signal" für die Filmwirtschaft und Produktionsstätten in Babelsberg, München, Hamburg und Köln gesetzt, denn gerade Koproduktionen von Hollywood-Filmen hängen von dieser Förderung ab. Filme wie "Grand Budapest Hotel" oder "Monuments Men" sowie zahlreiche Arthouse-Filme wären ohne diese Förderung nicht entstanden.

"Mit zehn Millionen Euro Förderung können mindestens drei bis fünf Kinofilme in internationaler Koproduktion entstehen. Die Kürzung ist auch völlig unverständlich, weil jeder Euro aus dem Fördertopf binnen kurzer Zeit knapp verdoppelt in den Staatshaushalt zurückfließt. Denn beim Dreh und der Produktion eines Filmes an hiesigen Produktionsstandorten fallen regelmäßig Umsätze im bis zu fünffachen Umfang an, die daraus resultierenden Steuern sind schneller und sicherer wieder beim Staat als bei jeder anderen Subvention", so Frank Werneke.




"Wir sprechen hier nicht nur von einer Förderung des Filmstandortes Deutschland", so Hans-Werner Meyer, Vorstandssprecher des BFFS, "sondern von einer Investition, deren Umsatzmultiplikator laut der aktuell vorliegenden Studie der Roland Berger Strategy Consultants mit 2,4 höher ist als jener der Pharma- und Chemieindustrie und eine zeitnahe Rendite von 70 bis 80 Prozent für den Fiskus erbringt."

"Wir wollen die Regierung dabei unterstützen, einen ausgeglichenen Haushalt zu präsentieren.", ergänzt Michael Brandner, Vorsitzender des BFFS. "Gleichzeitig wollen wir eine starke Filmwirtschaft. Denn Das Freut Film & Fiskus."


"Den DFFF zu kürzen und nicht - wie von der gesamten deutschen Filmbranche gefordert - bei mindestens 60 Mio. Euro zu belassen, ist unverständlich, sachlich falsch und eine für das Filmland Deutschland im Ergebnis schlechte Entscheidung. Wir haben dargelegt, dass ein angemessen ausgestatteter DFFF nicht nur für Wachstum, Beschäftigung und Innovation in der Filmproduktion sorgt, sondern auch sehr schnell zu deutlichen Steuer-Mehreinnahmen führt. Das alles scheint der Regierung der Großen Koalition gleichgültig zu sein. Wir müssen feststellen, dass es der Filmbranche nicht gelungen ist, mit ihren Argumenten die Politik zu überzeugen. Die absehbar negative Entwicklung wird alle, die in unserem Land für den Film arbeiten, deutlich spürbar treffen", kommentiert die Produzentenallianz die aktuelle Entscheidung.



CinePostproduktion entlässt Mitarbeiter.
Dass die oben genannten Kürzungen des DFFF möglicherweise schon jetzt Auswirkungen zeigen, lässt ein Anruf vermuten, der uns am 18.11.2014 beim Schreiben dieser Zeilen erreichte.

Demnach sollen die ehemaligen Geyerwerke, jetzt CinePostproduktion, zum Jahresende schließen und alle Mitarbeiter entlassen werden. Wie wir bereits vor mehr als einem Jahr hier schrieben, war die in München ansässige Mutterfirma in die Pleite gerutscht. Die Aufträge für analoge Kinokopien waren schon damals stark eingebrochen, sodass die Kopierwerks-Kapazitäten des Unternehmens radikal heruntergefahren und in Berlin konzentriert wurden.

Mit Hilfe eines Insolvenzverwalters sollte das Unternehmen jedoch fortgeführt werden und sich auf digitale Filmnachbearbeitung konzentrieren. Aber die angespannte Preisentwicklung in der digitalen Postproduktion konnte die Verluste kaum ausgleichen. Erst in letzter Zeit ging es durch den neu geschaffenen digitalen Filmvertrieb beim traditionsreichen Unternehmen angeblich wieder aufwärts. Über das hauseigene Content Delivery Network sollten Kinobetreiber seit Mitte 2014 - alternativ zur Festplattendistribution - ihre DCPs auch direkt über eine eigene Breitbandverbindung erhalten können.

Die Bavaria, als Miteigentümer des Grundstückes, will aber wohl den Mitvertrag mit der CinePostproduktion nicht verlängern, sagte man uns am Telefon. Leider konnten wir die Angaben in der kurzen Zeit nicht überprüfen, doch eine Äußerung des Hollywoods VFX-Veteran Ross Scott sagt viel über die schwierige Situation in der Postproduktion Branche aus:
VFXe werden nicht von Technikern gemacht. Das sind keine Leute, die bloß Knöpfe drücken. Weltklassearbeiten werden von überragenden Künstlern gemacht ”¦“ Aber: „Wir sind ganz unten im Haufen. Keiner widmet uns Aufmerksamkeit, erweist uns gebührende Anerkennung. Und wir bekommen meistens nicht das Geld, das wir verdienen.“

Links zu Verbänden/Organisationen:

Allianz Deutscher Produzenten - Film & Fernsehen www.produzentenallianz.de
Bundesverband Schauspiel e.V. (BFFS - Berlin) www.bffs.de
Deutsche Filmakademie www.deutsche-filmakademie.de
Motion Picture Association (MPA - Brüssel) www.mpaa.org
Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO - Wiesbaden) www.spio.de
Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft www.verdi.de

Quellen: Blickpunkt:Film | Ver.di Filmunion | Film & TV Kameramann | Produzentenallianz

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