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Schauspielschule "Ernst Busch" erneut in Sorge

Berliner Senat konfrontiert Schauspielschule mit Hiobsbotschaft.



Die neue Große Koalition aus SPD und CDU will sich in Berlin angeblich nicht mehr an bereits fest vereinbarte Abmachungen halten. Bereits verplantes Geld für die renommierte Schauspielschule "Ernst Busch" will der SPD Koalitionspartner nunmehr in den Ausbau der Grundschulen stecken und der ehemals Ost-Berliner Schauspielschule das dringend benötigte Geld verweigern.

Diese weniger erfreuliche Nachricht erreichte uns schon während der "Langen Nacht der Opern und Theatern" am 28. April 2012 im Haus der Schaubühne. Dort lagen nicht nur Zettel aus, sondern die angehenden Schauspielschüler konnten ihr Anliegen auf der großen Bühne dem Publikum vortragen. Angesichts des nun laufenden Theatertreffens deutschsprachiger Bühnen vom 4.-21. Mai 2012 ist der Skandal aber noch unverständlicher. Das Festival wird immer elitärer, präsentiert zwar Texte junger Autoren mehr als je zuvor, doch das Programm wird nur noch für Insider vor kleinem Publikum gespielt, was dazu führt, dass es auf dem freien Markt so gut wie keine Karten mehr gibt.

Doch die Kultur muss stärker und weiter gefördert werden, wenn Berlin Kulturhauptstadt bleiben will. Sonst könnte es passieren, dass in der Creativ City, die Touristen wegbleiben und die kreativen Kräfte der Stadt den Rücken kehren. Die Schauspiel-Studenten jedenfalls nutzten den Auftakt des Berliner Theatertreffens am Freitagabend, um für den Erhalt der Berliner Hochschule Ernst Busch zu kämpfen. Auch bei Stern-TV mit Günter Jauch gab es einen Eklat, als sich ein Schauspielstudent lautstark vor laufender Kamera äußern wollte, aber von Klaus Wowereits Sicherheitspersonal unsanft hinausbefördet wurde, wie ein YouTube Video zeigt.



Leider wurde das Video kurz darauf von Stern TV wieder entfernt, sodass nur Kopien im Netz kursieren. Dafür griff Thomas Gottschalk das Thema noch einmal hier auf YouTube auf und lud den Schauspielstudenten zu sich in die ARD-Sendung ein.



Auch TV Berlin nimmt sich des Themas an und zeigt Bilder des Protestes hier auf YouTube vor dem geplanten Bau an der Chausseestaße.




Bildung ist wichtig und der Ausbau der Grundschulen sicherlich löblich. Doch auch bei den Berufsschulen und anderen Ausbildungsstätten muss der Ausbau auf allen Ebenen geschehen. Bereits im April 2008 schrieben wir Ernst Busch Schauspielschule in Nöten. Im Juni 2009 hieß es dann Berliner Schauspielschule bekommt neues Domizil. Bestätigt wurde diese Meldung im April 2011, als es hieß, dass ein Neues Haus für die Ernst-Busch-Schauspielschule vom rot-roten Senat beschlossen wurde. Auch wenn die Fertigstellung des neuen Zentralgebäudes in Berlin Mitte am Nordbahnhof erst für 2015 vorgesehen war, so gab die Aussicht auf ein neues Gebäude für die HFS-Berlin eine gewisse Hoffnung auf Besserung der augenblicklichen und unerträglichen Unterbringungssituation der Schauspielschüler.

Das Gebäude in Hohenschönhausen ist asbestbelastet und bedarf dringender Sanierung, was auf einen Abriss und Neubau hinausläuft. Diese Kosten sind aber noch höher als der ursprünglich geplante Neubau an der Chausseestraße in Berlin-Mitte. Die Hochschule für Schauspielkunst erläutert ihre Bedenken und Einwände im nachfolgenden Text:

Zentralstandort Chausseestraße in Gefahr.

Seit 15 Jahren ist ein gemeinsamer Campus für die Hochschule "Ernst Busch" in Planung, der nun, kurz vor Baubeginn, von der SPD gekippt werden soll. Als Grund werden Mehrkosten angegeben, die 1,8 Millionen über den genehmigten Baukosten liegen. Dies scheint in Anbetracht der 4 Millionen Euro, die bereits vom Land Berlin investiert worden sind (u.a. 500.000 Euro . für das Grundstück in der Chausseestraße ), eine Farce zu sein. Die Hochschule hat bereits Abstriche und Kompromisse in Höhe von 4,7 Millionen Euro gemacht und auf Räume und Ausstattung verzichtet, die in der Raumbedarfsplanung von der SPD eigentlich genehmigt waren.

Durch die Streichung weiterer Räume werden nochmals 1.65 Millionen Euro am Bau eingespart, die mit den Rücklagen der HfS die von der SPD kritisierten 1.85 Millionen ergeben. Diese Zahlen wurden gestern veröffentlicht und somit dürfte die Kostenüberschreitung kein Argument mehr für den Baustopp in der Chausseestraße sein. Ein Flügel der SPD schlägt vor, statt des Neubaus lieber die einzelnen Standorte zu sanieren und somit einen Betrag einzusparen, welcher für die Verbesserung der Berliner Grundschulen genutzt werden soll.

Dieser Vorschlag ist undurchdacht und gefährdet die Zukunft der renommierten Hochschule. Dies ist eine kurzfristig gedachte Sparmaßnahme, die letztendlich erhebliche Mehrkosten verursachen würde. Eine Sanierung des Standorts Schöneweide ist aufgrund der Asbestbelastung bei laufendem Schulbetrieb nicht möglich. Das Gebäude müsste in einem solchen Fall abgerissen und neu gebaut werden. Ein solcher Neubau wäre im angegebenen Rahmen von 10 Millionen Euro niemals finanzierbar. Die Schule müsste dann in zunächst als Provisorium gedachte Container ausweichen und womöglich dort für längere Zeit bleiben.

Letztendlich könnte das gar das "Aus" der Schauspielabteilung bedeuten. Einen innerhalb verschiedener Bildungseinrichtungen initiierten Kulturkampf können wir nicht akzeptieren, genauso wenig wie den Vorgang, zu einem Spielball eines innerparteilichen Ränkespiels der SPD zu werden.

Wir, als Studentenschaft, dürfen dies nicht zulassen und fordern deshalb den Senat des Landes Berlin auf, den Neubau nicht zu stoppen. Wir müssen uns dafür einsetzen, dass eine für die Stadt historisch wie kulturell so bedeutende Hochschule nicht der Willkür der Politik ausgesetzt bleibt. Wir begreifen das Theater als politischen Raum. Die Studiengänge im Bereich Theater sind aufeinander angewiesen. Die räumliche Trennung behindert seit Jahren die Zusammenarbeit. Vereinzelung kann nicht zu fruchtbarer künstlerischer Arbeit führen. Wir brauchen den Zentralstandort Chausseestraße. Helfen Sie uns!

Wir sind auf Ihre Unterstützung angewiesen. Für Informationen bezüglich des Spendenkontos schreiben Sie uns an:
hfsderbau@googlemail.com
oder rufen Sie uns an unter 030 755 417 133 (Sekretariat).

Link: www.hfs-berlin.de | www.facebook.com/derbauhfs


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