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Erste Berlinale Kritiken aus den Sektionen

Erste Filmkritiken aus den Sektionen Generation 14plus und Berlinale Shorts der 69. Internationalen Filmfestspiele 2019 sowie eine Programmänderung.



In den nächsten Tagen wollen wir versuchen sporadisch einige Filmkritiken unserer Kollegin Elisabeth Nagy aus verschieden Sektionen hier zu veröffentlichen. Vornehmlich aus den Sektionen »Generation Kplus und 14plus« sowie aus der Sektion »Perspektive Deutscher Film«, »Berlinale Shorts« und »Panorama«. Auch wenn wir einige Filme schon vorab sehen konnten, müssen wir selbstverständlich das Embargo beachten und die offizielle Premiere abwarten, bevor darüber berichtet werden darf.

Kinotrailer liegen bei Weltpremieren nur sehr selten vor. Sie werden meist erst auf YouTube gehostet, wenn der Film einen Verleih hat und auch regulär ins Kino kommt. Wir begnügen uns deshalb mit Filmstills, soweit sie uns zur Verfügung stehen.

Programmänderung bei Generation 14plus.

Leider müssen die vier Vorführungen von "Shao nian de ni" (Better Days) des chinesischen Regisseurs Derek Kwok-cheung Tsang im Programm Generation 14plus am 11., 14., 16. und 17. Februar 2019 ausfallen.

Kurzfristig wurde deshalb eine Cross-Sektion mit dem Panorama ins Leben gerufen, die in diesem Jahr eigentlich nicht vorgesehen war. Gezeigt wird:

"37 Seconds"
von HIKARI, Japan
Montag, 11. Februar 2019, 17:30 Uhr
Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, 10557 Berlin

Synopsis:
Die 23-jährige Yuma sitzt wegen einer Zerebralparese im Rollstuhl, einen Zeichenstift kann die Manga-Künstlerin aber halten. Auf dem Weg zu einem selbstbestimmten Leben, weg von der überbehütenden Mutter, stolpert sie über Manga-Pornos. Humor- und liebevoll erzählt Regisseurin HIKARI von einer ungewöhnlichen Selbstfindung, in künstlerischer, körperlicher und familiärer Hinsicht.


Am 14. Februar 2019 wird ein weiterer Film wiederholt, der am 13. Februar 2019 seine Premiere hat. Gezeigt wird erneut:

"Rekonstruktion Utí¸ya" (Reconstructing Utí¸ya)
von Carl Javér, Schweden / Norwegen / Dänemark
Donnerstag, 14. Februar 2019, 15:30 Uhr
Zoo Palast 1, Hardenbergstraße 29A, 10623 Berlin

Synopsis:
Vier Jugendliche rekonstruieren in einer performativen Auseinandersetzung, wie sie im Sommer 2011 den Amoklauf auf der norwegischen Insel überlebten. Ein bewegender Dokumentarfilm über die gemeinsame Bewältigung eines Traumas und das Finden neuer Hoffnung.


Der Film wurde kürzlich beim Schwedischen Filmpreis Guldbagge für die beste Regie sowie als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet. Eine Kritik von uns folgt demnächst.

Am 16. und 17. Februar 2019 gibt es Sondervorführungen anstelle des oben erwähnten ausgefallenen Termins.

Sondervorführungen eines Preisträgerfilms Generation 14plus:
Samstag, 16. Februar 2019, 15:30 Uhr
CinemaxX 1, Voxstraße 1, 10785 Berlin

Sondervorführungen eines Preisträgerfilms Generation 14plus:
Sonntag, 17. Februar 2019, 20:00 Uhr
Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, 10557 Berlin

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Unsere Filmkritik aus der Reihe Generation 14plus

"We Are Little Zombies"
von Makoto Nagahisa | mit Keita Ninomiya, Satoshi Mizuno, Mondo Okumura, Sena Nakajima
Generation 14plus
Eröffnungsfilm
Europäische Premiere, Japan 2019
Premiere 8. Februar 2019

Filmstill "We Are Little Zombies" © Makoto Nagahisa, Quelle 69. Berlinale 2019


Synopsis:
Von ihren Elternhäusern sind den jugendlichen Waisen Hikari, Ikuko, Ishi und Takemura nicht mehr geblieben als eine Spielekonsole, ein E-Bass und ein Wok. Genug, um eine Band zu gründen. Denn die Wirklichkeit ist zu dumm, um darüber zu weinen.

Elisabeths Filmkritik:

Hikari schaute von seinem Gameboy nicht einmal auf, als seine Mutter ihm noch irgendetwas zurief, bevor sie mit seinem Vater auf eine Busreise zu den wilden Erdbeerfeldern aufbrach. Die Eltern kehrten nicht mehr heim. Der Busfahrer war eingeschlafen und hatte einen Unfall verursacht. Nun sitzt Hikari bei der langwierigen, langweiligen Trauerzeremonie und wehrt sich gegen Erinnerungen.

"We Are Little Zombies" behandelt den Tod und die Trauer und wie man als Kind mit 13 Jahren damit umgeht. Hikari stellt fest, Trauerfeiern sind ein einträgliches Geschäft, er trifft noch andere Kinder, Ikuko, Ishi und Takemura, an dem Ort und während die Angehörigen und Bekannte der Erwachsenen angemessen trauern, stehen vier Kinder im Garten und verspüren eine gewisse Freiheit. Jeder von ihnen lässt sein und ihr Leben Revue passieren und keiner hatte so etwas wie eine liebevolle, fürsorgliche Kindheit. Man stellt fest, ohne Eltern sind alle vier besser dran. Die vier stürzen sich in ein Abenteuer und reißen das Publikum mit sich.

Doch halt, das Publikum kommt kaum mit und das liegt nicht an der eigentlich ganz interessanten Prämisse. Musikvideoregisseur und Manager bei einer Werbeagentur Makoto Nagahisa strukturiert das Abenteuer der vier Kids als Videogame mit zahlreichen Leveln, in denen man Gegenstände aufsammeln muss und gewisse Fähigkeiten entwickeln darf. Die Aufmerksamkeitsspanne richtet sich dabei an Gameboy-Player. Erkenntnisgewinn vermisst man schmerzlich. Vielleicht kann man bis zum "Game Over" die eine oder andere Gesellschaftskritik der japanischen Großstadtbevölkerung entnehmen und erkennen, dass das Leben immer noch ein bisschen mieser werden kann. Aber diese Message trägt der Film zu offensichtlich vor sich hin. Die Einflüsse aus zahlreichen popkulturellen Quellen werden in unzählbaren visuellen Effekten durchgespielt und so bunt angestrichen, dass sich sehr schnell ein Ermüdungseffekt einsetzt.

Für den Kreislauf des Lebens und der Lieblosigkeit auf Erden findet der Regisseur weit mehr Bilder, als für den Prozess der Trauer. Vielleicht hat Makoto Nagahisa dieses Ziel auch in dem Strudel der Bilder aus den Augen verloren.

Elisabeth Nagy


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Unsere Filmkritik aus der Reihe Berlinale Shorts

"Lidérc úr" (Mr. Mare)
von Luca Tóth, Ungarn / Frankreich 2019
Berlinale Shorts
Weltpremiere
Premiere 8. Februar 2019

Filmstill "Mr. Mare" © Luca Tóth, Quelle: 69. Berlinale 2019


Synopsis:
Liebe erscheint einfach so, liegt in der Luft, wie ein Tumor in der Brust.

Elisabeths Filmkritik:

In der ungarischen Folklore ist der "lidérc" ein Incubus / Succubus oder ein böser Geist, ein Irrlicht oder aber ein kleiner Winzling mit großen Kräften. "Herr Lidérc" in dem surrealen Animationsfilm der Ungarin Luca Tóth verweist zuerst und vor allem auf seine sinnlich, verführerische Qualitäten, gleichzeitig setzt sie den kleinen Mann zwischen all die kleinen Dinge, die im Alltag des großen Mannes nur insofern eine Rolle spielen, in dem sie sein Heim vervollständigen. Und der kleine Mann ist neugierig.

Der arme, große Mann wirkt geplagt. Rötungen quälen ihn. Sein Nippel leuchtet grell. Doch nach einer Nacht ist an Stelle des Nippels ein Loch. Eine Geschichte, die man von A nach B erzählen kann, so eine ist "Lidérc úr" nicht. Luca Tóth, Absolventin der Moholy-Nagy-Universität für Kunsthandwerk und Gestaltung, hatte ihren letzten Film, "Superbia", 2016 in Cannes in der Semaine de la critique vorgestellt. Ebenso wie Réka Bucsi, deren Animationsfilm "Love" auf der Berlinale 2016 prämiert worden war, gehört Tóth zu dem Produktionsteam Boddah an.

Obwohl der Raum ein Zimmer ist, man erkennt unschwer ein Bett oder ein Wasserhahn, Blumentöpfe und Sportschuhe, treten diese Elemente immer nur dann aus dem Bild hervor, wenn die Handlung und folglich die Wahrnehmung aus dem Unterbewussten heraustritt. Dabei sind im Verlauf der knapp 20 Minuten die Träume genauso real oder surreal, we die Wachphasen. Herr Lidérc war zuerst nur ein Knorpel unter den Rippen auf einem Röntgenbild, eines Nachts macht er sich selbständig. Doch zwischen dem großen und dem kleinen Mann besteht eine Abhängigkeit, die so einfach nicht zu überwinden ist.

Elisabeth Nagy




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