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1. VISIONÄR FILMFESTIVAL BERLIN im Kino Babylon

Visionär macht sich warm für den Start - Neues Festival für preisgekrönte Independent Filme im Kino Babylon.



Mach Dich bereit für eine Sensation!

Von den renommiertesten Filmfestivals der Welt haben die Veranstalter des neuen Berliner Filmfestivals "VISIONÄR" neun Werke von aufstrebenden Regisseuren aus Argentinien, Bulgarien, China, Georgien, Iran, Italien, Polen, Südkorea und den Niederlanden ausgewählt. Eine Mischung aus narrativer und ästhetischer Originalität wird vom 27. April bis 1. Mai 2017 mit einem reichen und vielfältigen Programm im historischen Kino BABYLON zu sehen sein.

Ob mit "Visionär" Konkurrenz zu dem von uns so geschätzten Festival "Around the World in 14 Films" entsteht, oder eine wunderbare Ergänzung mit wertvollen Independent Filmen, die immer seltener in den regulären Kinovorstellungen zu finden sind, können wir noch nicht beurteilen. Eine zeitliche Nähe gibt es jedenfalls nicht. Das eine Festival findet im Frühjahr statt, das andere im Herbst, sodass genug Platz für beide sein sollte.


Wir freuen uns jedenfalls, dass VISIONÄR den Goldenen Leoparden von Locarno 2016, "Godless" dem Berliner Publikum präsentieren kann. Der Debütfilm der talentierten bulgarischen Regisseurin Ralitza Petrova über eine eisige und rücksichtslose weibliche Hauptfigur ist auf Filmfestivals in der ganzen Welt unterwegs und wurde mit mehreren prestigeträchtigen Preisen ausgezeichnet.

Auszug aus dem Programm:

DO: 27.04.2017, 19:30 Uhr
"Godless [Bezbog]" , Bulgarien – Dänemark – Frankreich 2016, R: Ralitza Petrova mit Irena Ivanova, Ivan Nalbantov, Ventzislav Konstantinov, Alexandr Triffonov, Dimitar Petkov, 95 Min, OmeU.
Gewinner Rotterdam, Hier der Trailer:



• Die talentierte georgische Regisseurin Rusudan Glurjidze ist mit ihrem ersten Spielfilm "House of Others", vertreten, der als Bester Film des Ostens in Karlovy Vary ausgezeichnet wurde. Eine eindrucksvolle und halbautobiographische Geschichte des Krieges und seiner Narben, die an Tarkowskis Kino erinnern.

• Sehr ans Herz gewachsen ist den Machern*innen des Festivals der Film "Drum". Ein ästhetisch und erzählerisch sehr wagemutiges Debüt von dem iranisch-kurdischen Regisseur Keywan Karimi, der jetzt wegen seines früheren Dokumentarfilms "Writing on the City" im Gefängnis sitzt.

• Ein sehr eindringender Bildungsroman ist "I Cormorani" von dem Italiener Fabio Bobbio, der mit dem Critic Prize SNCCI ausgezeichnet wurde. Darin begeben sich zwei 12-jährige Knaben selbständig auf Entdeckungstour.

FR: 28.04.2017, 20:30 Uhr
"The Cormorants [I Cormorani]", Italien 2016, R: Fabio Bobbio mit Samuele Bogni, Matteo Turri, Valentina Padovan, 88 Min, OmeU.
Hier der Trailer:



"The Last Family - Ostatnia Rodzina" des polnischen Regisseurs Jan P. Matuszyński ist ein originelles Biopic über eine besondere Künstlerfamilie und konnte beim Gdynia Film Festival viele Preise abräumen. Es wurde außerdem als Bester Film bei Molodist ausgezeichnet. Der Film läuft übrigens nochmals bei Film Polska am 8. Mai 2017 wiederum im Babylon, präsentiert wird er dort vom Filmfestival Cottbus, wo er im letzten November gezeigt worden war. Hier der Trailer und unsere Filmkritik:



Filmkritik:
Das Leben der Familie Beksinski war, wenn auch nicht öffentlich, so doch weitgehend ein offenes Buch und zum Teil Gemeinwissen. Der Spruch, dass jede Familie auf ihre Art schwierig ist, ist sicherlich abgegriffen, doch genauso auch wahr. Jan P. Matuszynski setzt seine Biographie, nach vielen Dokumentarfilmen ist dies sein Spielfilmdebüt, 1977 an. Die Familie Beksinski zieht in eine Panelwohnung in einer Wohnsiedlung. Vater Zdzislaw (Andrzej Seweryn) fotografiert so ziemlich jeden Quadratmeter. Dass er früher einmal auf dem Bau als Bauleiter gearbeitet hat, merkt man daran, wie er vom Beton und dem Geruch einer Baustelle spricht. Grau in Blau, düster, trist, das ist der erste Eindruck von der Siedlung, von der Wohnung. Bereits die Eröffnungsszene, die Klammer zeigt den altern Herrn im Interview in der gleichen dunklen Farbpalette. Heller wird es kaum mehr.

Zu dem Zeitpunkt war Zdzislaw Besinski bereits ein bekannter Künstler, der auch im Ausland Ausstellungen hatte. Doch so wenig er sich um Einordnungen und Vorbilder kümmert, so wenig interessieren ihn Museen und Ausstellungen. Das hält auch das Porträt so. Selten verlässt die Kamera die bis oben hin vollgestopfte Wohnung. Ab und an geht es auf den Friedhof. Eine Konstante, die den Film geradezu taktet. Es ist die Fleißarbeit von Robert Bolesto (“Hardkor Disko”), die aus dem überlieferten Material so etwas wie eine Familiengeschichte zimmert. Denn auch der Sohn, Tomasz (Dawid Ogrodnik), ist in Polen bekannt. Vieles an Musik, er war ein leidenschaftlicher Sammler, hat er in Polen als Radio-DJ bekannt gemacht. Auch hat er westliche Filme übersetzt und eingesprochen. Die polnische Fassung der Monty Pythons ist von ihm, ebenso “Wild at Heart” oder “Die Hard”. Kurze Szenen deuten daraufhin, doch es geht dem Filmteam eher um die Familiendynamik. Tomasz war wohl manisch depressiv. Immer wieder versuchte er sich selbst zu verletzen. Es mutet als Ironie an, dass er einen Flugzeugabsturz überlebte.

Viele kleine Episoden werden elliptisch angeordnet, doch es geht den Filmemachern nicht darum, das Leben von Vater und Sohn und der alles zusammenhaltenden Mutter Zofia (Aleksandra Konieczna) nachzuerzählen oder gar zu erklären, sondern um die inneren Kräfte, die sich aus einem ganz normalen Alltag heraus entfalten.

Es ist auch ein Verdienst der Ausstattung, die die Räume genau so ansetzen, wie man sie aus Aufnahmen kennt, die den Zuschauer auch genau in die jeweilige Zeit zurückversetzt. Immerhin umspannt der Film die Jahre 1977 bis 2005. Zdzislaw Beksinski war geradezu besessen davon, alles aufzunehmen. Zuerst nur mit der Kamera und dann mit einer Videokamera. Er fragte nicht, er kannte auch keine Grenzen. Aus dem Material konnte der Filmemacher nun schöpfen. Die Kunst steht dabei nicht einmal im Vordergrund. Wir sehen die Bilder an der Wand, surreal, gotisch, voll innerem Horror. Man wundert sich kein Stück, dass Beksinski mit Giger (“Alien”) verglichen wurde und das Guilermo del Toro (“Pan’s Labyrinth”) ihn verehrt.

Der Tod spielt in der Dramaturgie dann auch eine große Rolle. Es gleicht fast einem Ausflug hinaus an die Luft, nachdem die Szenen in engen Räumen spielen, meist durch Türen und lange dunkle Flure eingerahmt, wenn es wieder einmal zu einer Beerdigung geht. Die Politik spielt bei alldem keine Rolle. Weder wird erklärt, wie er an die Wohnung kam, wie er die vielen Schallplatten bekam oder gar ein Telefon. Selbst die Wende findet hier nicht statt. Man erfährt eigentlich gar nichts aus dem Umfeld, man bekommt nur Puzzlestückchen. Umso mehr kann sich das Ensemble um die Mechanismen des Zusammenlebens auf dem Raum konzentrieren. Und das ist teilweise starker Tobak. Dessen Schlussakkord mit einer brutalen Auflösung die Banalität des Alltags nach einem Jahre langen inneren Kampf noch unterstreicht.

Elisabeth Nagy


• Die Suche nach Freiheit und Revolte gegen die Rivalität zwischen Bourgeoisie und Proletariat in Argentinien ist das heiße Thema in "Los Decentes", dem zweiten Spielfilm des österreichischen Lukas Valenta Rinner.

SO: 30.04.2017, 19:00 Uhr
"A Decent Woman [Los Decentes]" , Österreich - Korea – Argentinien 2016, R: Lukas Valenta Rinner mit Iride Mockert, Martin Shanly, Andrea Strenitz, Mariano Sayavedra, 104 Min, OmdU Q&A mit dem Regisseur
Gewinner Diagonale Graz. Hier der Trailer:





• Liebe wird in Frage gestellt in "Communication and Lies" von Lee Seung-won, "Out of Love" von Paloma Aguilera Valdebenito und "Underground Fragrance" von Pengfei Song, jeweils aus Südkorea, den Niederlanden und China.

Der südkoreanische Film "Communication and Lies" erforscht die Einsamkeit von zwei Leidenden, die sich in einer komplizierten Beziehung treffen. "Out of Love" ist die Geschichte einer leidenschaftlichen und unbeugsamen Liebe, die sowohl Freude als auch Trauer bringt. Keinen Raum für das Glück gibt es in "Underground Fragrance". Hier wandern die beiden jungen Hauptfiguren in die Hauptstadt aus und erleben eine entmenschlichende Behandlung: Der „unterirdische Duft (Underground Fragrance)“ des Titels ist nichts als der bittere Geruch, den ihre Haut annimmt durch das Leben, das sie gezwungen sind im Keller eines Wohnblocks zu verbringen.


Das Festival unter der künstlerischen Leitung von Francesca Vantaggiato wird unterstützt von »Citizens of Europe«, a politically independent, non-governmental and non-profit oriented network of people from diverse backgrounds which is open for everybody perceiving diversity as an opportunity.


Link: www.visionaerfilmfestival.com
Kino: www.babylonberlin.de/visionaer.htm#Underground_Fragrance



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