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80-Jähriger Filmmogul Leo Kirch kehrt zurück (update)


Niemand hatte damit gerechnet, dass nach seiner Pleite der Filmmogul Leo Kirch noch einmal aktiv in die Mediengeschäfte eingreifen wird. Zwar ist bekannt, dass er die Deutsche Bank versucht zu verklagen, um ein Teil seiner verlorenen Millionen zurückzuerhalten, doch die Prozesse können sich noch über Jahre hinziehen. Tatsächlich war sein Imperium bereits insolvent, als durch eine Indiskretion der Deutschen Bank auch andere Kreditgeber plötzlich ihr Geld zurückhaben wollten. Der Fall des Leo Kirch war somit nicht mehr zu bremsen und der größte Filmstock der Welt wurde in Einzelteile zerlegt.

Nun meldet sich mehr als fünf Jahre nach dem Zusammenbruch Leo Kirch noch einmal zurück und versucht mit seinem Vertrauten Dieter Hahn (früher EM.TV) jetzt EM Sport Media AG ein ComeBack. Zu EM gehören unter anderem der Sportsender DSF, der Bundesliga-Produzent Plazamedia und das Internet-Portal Sport1. Über Tauschgeschäfte stieg Kirchs Nachfolgefirma KF 15, jetzt bei EM ein. Im Gegenzug kauft EM eine 36,4-Prozent-Beteiligung an dem Schweizer Medienunternehmen Highlight Communications von Kirch, die dieser verdeckt gehalten hatte. Auf lange Sicht will EM Chef Werner Klatten die Mehrheit bei Highlight übernehmen.

Kirchs größte Fehlinvestition war 2001 der Kauf der Formel-Eins-Rechte. Den Kredit über eine Milliarde Dollar konnte er nicht zurückzahlen. Umso größer ist die Überraschung, dass der fast 81-Jährige (geb. 21.Okt.1926) seine Rückkehr in die Medienbranche nun ausgerechnet als Sportrechtehändler feiert, denn laut Meldung der FAZ will Leo Kirch die Bundesliga-Fernsehrechte ergattern. Dabei will Kirch sich nicht nur auf die Rolle eines Zwischenhändlers im Auftrag der Deutschen Fußball Liga (DFL) konzentrieren, sondern hat offenbar weitergehende Pläne. Wahrscheinlich wurmt es Ihn, dass mit Premiere ein Mitbewerber gegen Ihn antritt, dessen früheres Monopol er selbst innehatte und nur durch seine Pleite wieder verlor. Nachdem es dem bisherigen Bundesliga Rechteinhaber Arena nicht gelungen war eigene Vertriebskanäle aufzubauen und die Verbreitung zum einen Teil Premiere zum anderen die Telekom über IP-TV überließ, hat die EU-Wettbewerbskommission nun die DFL zu einer diskriminierungsfreien neuen Ausschreibung verpflichtet.

Die Arena Sport Rechte und Marketing GmbH ist ein Tochterunternehmen der Kölner Unity Media, zu denen die drei Kabelnetzbetreiber Iesy, Ish und Telecolumbus gehören. Arena hat die Bundesligarechte bis 2009 erworben, jedoch nach großen Verlusten Premiere als Unterlizenz überlassen, da sich eine weitere gewinnbringende Vermarktung u.a. bei Kabel Deutschland als schwierig erwies. Die DFL hatte dem damals Mitbietendem Premiere Chef Georg Kofler eine Abfuhr erteilt. Nach der Übernahme der Rechte von Arena konnte Premiere in letzter Zeit wieder deutliche Gewinne verbuchen. Hinzu kam ein neues Geschäftsmodell. Statt eines teuren Abo Modells wurden auch Prepaid Karten verkauft und statt des früher obligatorischen Premiere Decoders werden inzwischen auch andere digital Decoder mit Smart Card Einschub akzeptiert.

(Nachtrag)
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) erteilte heute Premiere erneut eine Abfuhr und will gemeinsam mit Kirch eine neue Gesellschaft zur Vermarktung gründen, die Sirius heißen soll. Kirch soll aber nicht als Programmanbieter fungieren, sondern er soll vielmehr als Zwischenhändler die Übertragungslizenzen weiterverkaufen. Das Programm soll von der Liga und den Vereinen ab 2009 selbst zugeliefert werden. Auf einer außerordentlichen, sehr kontroversen Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball Liga wurde heute ein Vertrag mit Kirch über eine Laufzeit von sechs Jahren beschlossen. Das ist verwunderlich, denn die Milliardeninsolvenz des damaligen Kirch Medienkonzerns hatte auch viele Fußballvereine in Bedrängnis gebracht. Die Börse reagierte dafür um so hektischer, denn die Premiere Aktie gab unmittelbar nach der Verlautbarung der DFL wieder einmal stark nach. Premiere ist nämlich nicht bereit, sich vorschreiben zu lassen, was gesendet wird. Auch für die öffentlich rechtlichen Programme (besonders der ARD Sportschau) könnte es kritisch werden komplett vorproduzierte Sendungen abzunehmen, falls in den angelieferten Sendungen Schleichwerbung von Sponsoren enthalten ist, wie es einst bei Produktionen der Bavaria der Fall war. Das wäre totaler Tabubruch, gegen den sich bereits erste Proteste erheben. Fertig produzierte Live Übertragungen der Liga gefährden nach Ansicht des Deutschen Journalisten Verbandes (DJV) die Unabhängigkeit des Sportjournalismus und können weder im Gebühren finanzierten Fernsehen noch im Privatfernsehen geduldet werden. Blieben als einziger Abnehmer die Kabelgesellschaften übrig, die dann ein eigenes Bundesliga Programm einspeisen müssten. Uns erscheint das illusorisch.


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