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Abwanderungen aus Köln und Ärger um RTL

rtl2 news wollen nach Berlin ziehen.



Nach wie vor ist der Medienstandort Köln neben Berlin und München eine der bedeutendsten Produktionsorte für Film und Fernsehen. Doch nun zieht einer der wichtigsten Anbieter der Medienstadt aus Köln weg, denn die rtl2 news wollen ihren Sitz nach Berlin verlegen. Dazu muss ein neuer Standort in der Nähe des Schiffbauer Damms gefunden werden, da die bisherige RTL-Dependance den Erweiterungsbauten der Bundesregierung weichen muss. Der Berlin-Umzug solle aber nichts am erfolgreichen Boulevardmix des Senders ändern.

Schon einmal war es unter der Belegschaft der RTL-Nachrichtensparte im Jahre 2004 unruhig geworden. Damals ging es allerdings um den zur RTL-Mediengruppe gehörenden Sender n-tv, der seine ehemalige Berliner Niederlassung in der Taubenstraße nach Beendigung des IRAK-Krieges schließen und verlegen wollte. Nachrichten waren nicht mehr so gefragt, nachdem es nach den ersten Aufarbeitungen von 9/11 (dem Anschlag auf das New Yorker World Trade Center im Jahre 2001) wieder etwas ruhiger in der Weltgeschichte geworden war. Außerdem war mit N24, dem seinerzeit zur ProSiebenSat1-Gruppe gehörenden Nachrichtensender, ein starker Konkurrent in Berlin entstanden, wodurch die Werbeeinnahmen bei n-tv drastisch gesunken waren und die weitere Existenz des Senders auf dem Spiel stand. Übrigens gehört N24 mittlerweile zum Springer Konzern, der schon damals gerne Sat.1 geschluckt hätte, aber vom Kartellamt gebremst wurde.

Bei RTL hieß es seinerzeit, dass der Sender alle seine Aktivitäten bündeln wolle, und dazu gehöre nun mal in erster Linie der Standort Köln, wo RTL auch seine Spiele-Shows produziert. Nun auf einmal die Rückkehr einer Nachrichtenredaktion nach Berlin, was allerdings Sinn macht, weil hier die wichtigsten Vertreter der Bundesregierung sitzen und am ehesten Auskunft über die Weltpolitik geben können, denn die westliche Welt steuert nach dem Ende des »Kalten Krieges« mit der Sowjetunion jetzt auf eine ähnliche Situation mit Russland zu, das seine alte Größe auf Gedeih und Verderben wiedererlangen möchte.

Bei rtl2 news soll es diesmal allerdings keine Entlassungen in Köln geben, was den Standort schwächen würde, denn allen Mitarbeitern der Nachrichtenredaktion wurde ein Umzug nach Berlin angeboten. Ob dieser dann auch in die jeweiligen Familienpläne der Mitarbeiter passt, wurde nicht bekannt. In der Regel werden wohl einige Angestellte nicht umziehen wollen. Vielleicht wird es in Berlin dann doch wieder den einen oder anderen neuen Job geben.

Streit um Fernsehmagazine bei RTL.
Doch das sind nicht die einzigen Neuigkeiten von RTL aus Köln. Weil „Focus TV“ gegen die Vergabe von Sendezeiten erfolgreich beim OVG Niedersachsen geklagt hat, wirft RTL ganz überraschend einige der prominentesten TV-Magazine über Bord. Zumindest vorläufig wurden „Stern TV“ und „Spiegel TV“ ziemlich schnell und drastisch abgesetzt.

In der Hoffnung, dass die Niedersächsische Landesmedienanstalt tatsächlich heute, Montag, den 28. Juli 2014 entscheidet, wie es mit den sogenannten „Drittsendezeiten“ bei RTL weitergeht, davon hängt auch die Frage ab, ob oder wann „Stern TV“ und „Spiegel TV“ zurückkommen.

Zu den „Drittsendezeiten“ waren die großen Privatsender RTL und Sat.1 von Anfang an medienrechtlich verpflichtet worden. Sie müssen in ihren landesweiten Hauptprogrammen und auf regionalen Sendeplätzen am Vorabend ein bestimmtes Quantum für „Drittanbieter“ frei räumen. So war es jedenfalls bei der Einführung des Privatfernsehens von den Landesmedienanstalten festgelegt worden.

RTL und Sat.1 müssen also Programme zeigen, die sie nicht selbst produzieren und auf die sie auch nicht direkt Einfluss nehmen können, aber bezahlen müssen. Die Vergabe dieser Drittsendezeiten ist seit jeher immer wieder ein Streitthema vor den Gerichten.

Diesmal hat die Firma Focus TV gegen die Vergabe von 105 Minuten Sendezeit pro Woche bei RTL Niedersachsen an Alexander Kluges Produktionsfirma dctp geklagt – und vom Niedersächsischen Oberverwaltungsgericht in der zweiten Instanz Recht bekommen. Die Entscheidung einer Vergabe an dctp-tv mit Sofortvollzug durch die zuständige Niedersächsische Landesmedienanstalt NLM wurde revidiert und muss nun neu getroffen werden.

Wegen eines Verfahrensfehlers seitens der NLM ist durch das OVG-Urteil RTL zurzeit nicht mehr verpflichtet, die Drittsendungen überhaupt zu zeigen, was der Sender sofort für sich ausschlachtete und sein Programm zu eigenen Gunsten abänderte. Dabei ist gerade „Stern TV“ mit dem Moderator Steffen Hallaschka bisher ein Aushängeschild für den Sender gewesen, sodass mit der kurzfristigen Programmänderung eigentlich nicht zu rechnen war.

RTL will die Sendungen allerdings nicht zwingend auf Dauer kippen, sondern will nur rechtliche Klarheit haben. "Aus diesem Grunde werden wir diese Programme absetzen und durch eigene Programme ersetzen. Wir sind mit den Regulierungsbehörden im direkten Austausch zum weiteren Vorgehen und werden die genannten Drittsendezeiten selbstverständlich wieder ins Programm nehmen, sobald dies medienrechtlich wieder geboten ist“, sagte der RTL-Sprecher Christian Körner gegenüber FAZ.net.

Vor dem Verwaltungsgericht hatte Focus TV zunächst keinen Erfolg gehabt. Das OVG-Urteil, das am Mittwoch, den 16. Juli 2014 veröffentlicht wurde und nicht angefochten werden kann, besagt, dass der Direktor der für RTL medienrechtlich im Juni 2013 die Sendezeitenvergabe an dctp nicht hätte mit Sofortvollzug anordnen dürfen. Das hätte allein der Versammlung der NLM zugestanden. Die nachträgliche Entscheidung der NLM-Versammlung vom Februar dieses Jahres ändere daran nichts. Sie sei ungültig.

Quellen: Blickpunkt:Film | FAZ

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