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Noch mehr News von der 64. Berlinale (TEIL II)

Fortsetzung des Berlinale Vorberichtes von gestern.



Verleihung des Teddy-Award in der Komischen Oper.
Berlinale Chef Dieter Kosslick will im Gegensatz zu unseren Politikern klar Stellung beziehen und während der gleichzeitig zur Berlinale (6. bis 16. Februar 2014) stattfindenden Olympischen Winterspiele (7. bis 23. Februar 2014) im russischen Sotschi gegen Putins antischwule Politik protestieren. Filme, vor allem Independent Werke, verbreiten fast immer auch eine politische Botschaft. Häufig als Vorreiter bestimmter Bewegungen. Im Falle der Berlinale gibt es zudem mit dem Queer Teddy Award schon seit 28 Jahren eine der größten und bedeutendsten lesbisch-schwulen Sektionen internationaler Filmfestivals.

Kosslick will deshalb den "Hitzlsperger-Moment" nutzen und einen besonders schönen schwulen Liebesfilm zeigen und vielleicht den Fußballer Hitzlsperger dazu auf dem roten Teppich einladen. Am Freitag, den 14. Februar 2014, wird der TEDDY AWARD zum ersten Mal in der Komischen Oper Berlin verliehen. Unter dem Titel »Celebrate Queer Icons!« werden Schwule, Lesben, Bisexuelle, Transvestiten, diecloset-queens und die ganz großen Queers der Film- und Kunstgeschichte gefeiert: Von Valeska Gert bis Divine, von James Dean bis Barbara Stanwyck, von Sergej M. Eisenstein bis Virginia Woolf.

Berlinale-Retrospektive beleuchtet Filmlicht.
"The Aesthetics of Shadow & Lighting Styles 1915 - 1950" sind die Titel der 64. Berlinale-Retrospektive 2014. Mit den Themen widmet sich das Festival dem filmischen Licht, Beleuchtungsstilen aus ausgewählten Genres und Dekaden der Filmgeschichte in Japan, den USA und Europa. Die Reihe wird zum zweiten Mal in Zusammenarbeit mit der Deutschen Kinemathek und dem Museum of Modern Art kuratiert.

Festivalchef Dieter Kosslick erklärt die Auswahl der Thematik mit den Worten: "Wir bewundern Filme wie Akira Kurosawas 'Rashomon - Das Lustwäldchen', kennen aber meist nicht die Kameramänner und Beleuchter, die im Team mit dem Regisseur großartige Licht- und Schattenwelten fürs Publikum schaffen. Ihre Arbeit wird die Retrospektive 2014 beleuchten."

Die Reihe umfasst rund 40 Stumm- und Tonfilme, zu deren Highlights aktuelle Restaurierungen gehören wie Gerhard Lamprechts "Unter der Laterne", "Trink, trink, Brüderlein, trink" (1928) oder "Die eiserne Maske" (1929) von Allan Dwan. Auch "Shanghai Express" von Josef von Sternberg wird in einer restaurierten Fassung zu sehen sein. Ebenso hat eine digital restaurierte Fassung von „Das Cabinet des Dr. Caligari“ Premiere. Genau 94 Jahre nach der Uraufführung von Robert Wienes expressionistischem Klassiker 1920 in Berlin. Die neue Musik für das Stummfilmkonzert in der Philharmonie komponierte John Zorn. Alle Stummfilme des Programms werden durch international renommierte Künstler mit Live-Musik begleitet.

ZDF verlängerte Berlinale Vertrag.
Das ZDF hat seinen Vertrag als Hauptpartner der Berlinale um drei Jahre verlängert. Demnach wird das Zweite auch weiterhin alle Bühnenshows im Berlinale Palast inszenieren und für dessen technische Ausstattung vom Bühnenbild bis hin zur Ton-, Licht- und Kameratechnik sorgen.

Goldener Ehrenbär für Ken Loach.
Ken Loach, einer der großen europäischen Regisseure, wird auf der 64. Berlinale mit dem Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk ausgezeichnet. In den nahezu 50 Jahren seines filmischen Schaffens hat Ken Loach eine außergewöhnliche Kontinuität bewiesen, dabei ist er jedoch auch stets innovativ.

"Ken Loach drückt sein tiefes Interesse für Menschen, ihre Schicksale und sein sozialkritisches Engagement mit unterschiedlichen filmischen Mitteln aus. Wir ehren Ken Loach als Regisseur, und wir verehren ihn als einen Menschen, der in seinen Filmen oft humorvoll gesellschaftliche Missstände widerspiegelt", erklärt Berlinale-Direktor Dieter Kosslick.

Anlässlich der Preisverleihung zeigt die Berlinale Loachs "Raining Stones" aus dem Jahr 1993. Darüber hinaus widmet das Festival ihm eine Hommage, in deren Rahmen außerdem folgende Filme gezeigt werden: "Cathy Come Home", "Kes", "The Gameskeeper", "Ladybird, Ladybird", "Land and Freedom", "My Name is Joe", "The Navigators", "Sweet Sixteen" und "Looking for Eric" aus dem Jahre 2009, von dem wir hier den Trailer eingefügt haben.



Maria Dragus ist deutscher Shooting Star 2014.
Unter den zehn besten Talenten, die von der European Film Promotion (EFP) als European Shooting Stars 2014 bei der Berlinale geehrt werden, ist Nachwuchsschauspielerin Maria Dragus aus Deutschland.

Aus den Kandidaten, die von 24 EFP-Mitgliederorganisationen – unter anderem auch von German Films - nominiert wurden, hat eine internationale Fachjury in Hamburg die zehn besten europäischen Nachwuchstalente des Jahres gekürt. Sie sollen zur Berlinale während einer dreitägigen Veranstaltung der internationalen Filmwelt präsentiert werden.

Besonderes Highlight ist die Verleihung der Shooting Stars Awards auf der Bühne des Berlinale Palasts. Weiterhin werden die europäischen Talente internationalen Castingdirektoren, Agenten, Regisseuren, Produzenten und Pressevertretern vorgestellt.

Der deutsche Shooting Star Maria Dragus wurde für ihre Hauptrolle in "Draußen ist Sommer" von Friederike Jehn in diesem Jahr unter anderem als Beste Schauspielerin beim BC Film Festival Brazil ausgezeichnet. Sie machte in Michael Hanekes preisgekröntem Film "Das Weisse Band" zum ersten Mal international auf sich aufmerksam und konnte für ihre Rolle der „Klara“ den Deutschen Filmpreis als Beste Nebendarstellerin gewinnen. Auch war sie in einer Hauptrolle in "Töte mich" von Emily Atef, für die sie beim Romanian International Film Festival als Beste Schauspielerin geehrt wurde, zu sehen. Hier der Trailer:



First-Steps-Award-Gewinner auf der Berlinale.
Insgesamt 14 Filme hat Sektionsleiterin Linda Söffker für die Sektion »Perspektive Deutsches Kino« der Berlinale ausgewählt. Darunter sind sowohl Spielfilme wie auch Dokumentarfilme.

"Mein Augenmerk richtete sich diesmal vor allem auf eine inhaltliche und filmästhetische Vielfalt. Regisseure, die bekannte Geschichten mit neuen Bildern in einer interessanten Dramaturgie erzählen, oder Filmemacher, die auf Reisen gehen und dort ihre Themen finden, oder solche, die das Genre erkunden und damit spielen, beleben und bereichern den deutschen Nachwuchsfilm", kommentiert Söffker ihre Auswahl.

Zu den von ihr ausgewählten Filmen gehört Jöns Jönssons Abschlussfilm an der Hochschule für Film und Fernsehen »Konrad Wolf« in Potsdam Babelsberg, "Lamento". Der Film, der sich mit der Frage der Schuld der Hinterbliebenen nach einem Selbstmord beschäftigt, wurde in diesem Jahr mit dem First Steps Award als bester abendfüllender Spielfilm ausgezeichnet. Es ist ein stiller, sehr berührender Film um die Frage der Schuld von Hinterbliebenen nach einem Selbstmord. Der schwedische Regisseur Jöns Jönsson ist dem Festival kein Unbekannter, 2009 war er mit seinem Kurzfilm “Havet – das Meer” bei den Berlinale Shorts vertreten.

Nachwuchs Goes Global bei Perspektive Deutsches Kino 2014.
Mit 14 Filmen, darunter neun abendfüllenden sowie fünf mittellangen Spiel- und Dokumentarfilmen (20 bis 60 Minuten) präsentiert sich die diesjährige Perspektive Deutsches Kino 2014. Eröffnet wird das Programm mit dem Spielfilm "HÜTER MEINES BRUDERS", der im Rahmen des Nachwuchsförderungsprojekts Sixpack entstanden ist. Regisseur Maximilian Leo hat 2009 sein Studium an der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) abgeschlossen, wurde 2011 und 2012 für den Berlinale Talent Campus ausgewählt und eröffnet nun mit seinem Kinodebüt die Perspektive.

Wir freuen uns immer sehr, wenn erste Schritte auf dem Parkett der Filmbranche ­– eingebunden in Projekte und Initiativen der Berlinale – ihre Früchte tragen und aufregende Filme entstehen, die hier ihre Premiere erleben“, kommentiert Sektionsleiterin Linda Söffker die Arbeit mit dem Filmnachwuchs.

Auffällig am diesjährigen Programm der Perspektive Deutsches Kino ist, dass viele junge Filmemacher ihre Geschichten im Ausland finden: Zwei Dokumentarfilme des Programms sind in Kirgisistan gedreht; der an der internationalen filmschule köln (ifs) entstandene kurze Film "Bosteri unterm Rad" (R: Levin Hübner) erzählt von einem Dorf und seinen Einwohnern in der kirgisischen Steppe, gelegen am Nordufer des zweitgrößten Gebirgssees der Welt namens Issyk-Kul. Auf der anderen Seite des Sees, beinahe gegenüber, liegt das kirgisische Dorf Barskoon, in dem Umweltaktivistinnen seit vielen Jahren um Gerechtigkeit für die vielen Opfer eines Giftunfalls durch die kanadische Goldmine Kumtor kämpfen. Regisseurin Mirjam Lenze begleitet in ihrem selbst produzierten Kinodebüt Flowers of Freedom diese mutigen Frauen bei ihrem zähen Kampf gegen die Goldmine.

Raus in die Welt bewegen sich auch die beiden fiktionalen Hochschulfilme "El carro azul" (KHM) und "Anderswo" (Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ Potsdam Babelsberg/dirk manthey film). Um die berührende Geschichte des Wiedersehens zweier Brüder für den 20-minütigen Film "El carro azul" zu erzählen, ist die Regisseurin Valerie Heine nach Kuba gefahren. Regisseurin Ester Amrami begibt sich in ihrem abendfüllenden Spielfilm "Anderswo" mit der Hauptfigur Noa (Neta Riskin) von Berlin in ihre Heimat Israel und muss die Erfahrung machen, dass es Zeiten gibt, in denen man sich in alter und neuer Heimat gleichermaßen missverstanden fühlen kann.

Von der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg kommt der 60-minütige Dokumentarfilm "nebel". Regisseurin Nicole Vögele drehte einen Film, der dem Nebel und der Einsamkeit folgt und sich auf den Wind, die Tiere, den Himmel und auf Stimmungen verlässt. Einen Film, der sich nicht als herkömmlicher Spiel- oder Dokumentarfilm einordnen lässt, drehten Philip Widmann und sein Co-Regisseur Karsten Krause. Szenario ist das Protokoll einer Liebesaffäre aus dem Jahr 1970 und führt in eine Stadt, die als Sinnbild für die westdeutsche Nachkriegsrepublik stehen mag.

Ein zweites Midnight Movie (neben dem schon gemeldeten "Der Samurai") vervollständigt das Programm der Perspektive. Der Horrorfilm "Tape_13" ist die erste Regiearbeit vom bisher hauptsächlich als Schauspieler bekannten Axel Stein, der mit dem Vertrauen der erfolgreichen Produktionsfirma Rat Pack (Christian Becker, Benjamin Munz) eine gelungene Hommage an Blair Witch Project drehen konnte.

Filmliste Perspektive Deutsches Kino:
• AMMA & APPA von Franziska Schönenberger (Dokumentarfilm)
• ANDERSWO von Ester Amrami
• BOSTERI UNTERM RAD von Levin Hübner (Dokumentarfilm)
• EL CARRO AZUL von Valerie Heine
• FLOWERS OF FREEDOM von Mirjam Leuze (Dokumentarfilm)
• HÜTER MEINES BRUDERS von Maximilian Leo
• LAMENTO von Jöns Jönsson
• NEBEL von Nicole Vögele (Dokumentarfilm)
• RAUMFAHRER von Georg Nonnenmacher (Dokumentarfilm)
• DER SAMURAI von Till Kleinert
• SZENARIO von Philip Widmann und Karsten Krause
• TAPE_13 von Axel Stein
• DIE UNSCHULDIGEN von Oskar Sulowski
• ZEIT DER KANNIBALEN von Johannes Naber

In "Zeit der Kannibalen" zeichnet Johannes Naber ein Spiegelbild der Global Economy in ihren schlimmsten Auswirkungen. Als weiterer langer Spielfilm wurde der Thriller "Der Samurai", Till Kleinerts Abschlussfilm an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin.
Seine Deutschlandpremiere wird im Rahmen der Sektion auch Oskar Sulowskis 36-minütiger szenischer Diplomfilm "Die Unschuldigen" feiern. Er schildert aus der Sicht eines sechsjährigen Jungen die Probleme der Erwachsenen und deren Spiegelung auf das Kind.

Zu den eingeladenen Dokumentarfilmen gehören "Amma & Appa". Darin erzählt die Regisseurin Franziska Schönenberger von den Hochzeitsplänen mit ihrem Ko-Regisseur Jayakrishnan Subramanian, bei denen bayerische und indische Wertvorstellungen aufeinanderprallen. In seinem 40-Minütiger "Raumfahrer" beschäftigt sich Georg Nonnenmacher mit der Gedankenwelt der Insassen eines Gefangenentransports.

"Förderpreis Perspektive" vergeben.
Zum dritten Mal wurde bereits Mitte Januar der Förderpreis Perspektive vergeben - zum ersten Mal an zwei Preisträger. Die aus der Autorin und Produzentin Katja Eichinger, dem Produzent und Regisseur Frieder Schlaich und dem Regisseur Andres Veiel wählte aus den zehn eingereichten Projekten Sebastian Mez' Treatment zu "274" und Sandra Kaudelkas Treatment zu "Intershop" aus.

Für "Intershop" hat die Regisseurin nach Ansicht der Jury eine Welt gewählt, "die bei Menschen, die zu DDR-Zeiten aufgewachsen sind, sofort Erinnerungen weckt und neugierig macht". Der Film hat in den Augen der Jury "das Potenzial für eine spannende und emotionale Kinogeschichte, wie man sie bisher noch nicht im deutschen Kino gesehen hat".

"Für die große Einsamkeit und den tiefen Blick in die Seele eines Mannes taucht Sebastian Mez in eine fremde Welt ein und findet dafür bereits in seinem Treatment starke Kinobilder. Eine echte Perspektive für das deutsche Kino", sagt die Jury über Mez' "274".

Während Sebastian Mez die Auszeichnung persönlich entgegen nehmen konnte, sandte Sandra Kaudelka eine Videobotschaft aus Südafrika. Beide teilen sich das Preisgeld in Höhe von 15.000 Euro und werden darüber hinaus in der weiteren Projektentwicklung von einem Mentor begleitet.

Morgen geht es weiter mit noch mehr Infos zur diesjährigen 64. Berlinale 2014.

64. Internationale Filmfestspiele Berlin (6. – 16. Februar 2014)
Quellen: Topnews | Blickpunkt:Film | Berliner Zeitung | Filmecho | Spiegel

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