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Rettung für Kodak durch IMAX Laserprojektion?

8K Kinoprojektion von mehreren Anbietern in Sicht.



Kürzlich gab es eine außerordentlich gut besuchte Veranstaltung der Deutschen Filmakademie im Filmmuseum der Deutschen Kinemathek. Bei dem Expertengespräch am 18. März 2013 im Filmhaus ging es unter anderem um die Frage, wie und in welcher Qualität das deutsche Filmerbe gesichert, gelagert und für die Nachwelt archiviert werden sollte.

Die Filmförderungsanstalt (FFA) überraschte mit einem vorweggenommenen Hinweis, dass sie bereits mitten dabei sei, Gelder für die Digitalisierung und Archivierung bereitzustellen. Erst im Laufe des Gespräches stellte sich allerdings heraus, das weder die Richtlinien zur Archivierung noch die technischen Voraussetzungen bisher vorhanden sind. Martin Koerber, ehemaliges BAF-Mitglied und jetziger Leiter des Archivs des Filmmuseums merkte zudem an, dass die bereitgestellten Gelder mitnichten reichen würden und bis zu 80% der in Deutschland jemals hergestellten Filme bald für immer verloren gehen könnten, wenn nicht mehr zu deren Archivierung in guter Qualität unternommen wird.

Wenn - wie im Falle von Basis-Film Verleih Berlin leider geschehen - ein Filmverleih eine abgenudelte Kopie zur Archivierung anbietet, dann lässt sich daraus niemals mehr ein weiter verwertbares Dub-Negativ oder eine ansehnliche digitale Kopie erstellen. Die Kriterien zur Archivierung müssen weit höher angesetzt werden, als die heutige Fernsehnorm von 1K oder HDTV vorschlägt, denn das 8K-TV und auch die hochwertige 8K-Filmprojektion lassen nicht mehr lange auf sich warten, wie wir ebenfalls am 25. Januar 2013 hier im BAF-Blog schrieben.

Die vor einem Jahr noch für sinnvoll erachteten Vorschläge, alle Filme im RGB-Farbauszugsverfahren (bzw. durch Farbseparation im Kodak Dye Transfer-Process) auf jeweils drei schwarz-weiß Negativkopien zu hinterlegen - deren Haltbarkeit mit theoretisch bis zu 500 Jahren angesetzt werden könnte - sei mit der Insolvenz von Kodak hinfällig geworden. Auch Fujifilm hat angedeutet, sich noch in diesem Jahr von der Filmherstellung zu verabschieden. Damit gäbe es bald keinen Hersteller mehr, der Filmmaterial noch produziert. Somit bleibt nur die digitale Sicherung übrig, die aber aufgrund der kurzen Haltbarkeit alle paar Jahre wieder umkopiert werden muss, um den aktuellen Erfordernissen gerecht zu werden. Das kostet Geld. Ein Vielfaches von den bisher veranschlagten Kosten.

Abschließend sprach Peter Dinges, seit 1. April 2004 Vorstand der Filmförderungsanstalt, und schlug eine Expertenkommission vor, sich mit dem Thema zu befassen, denn die Zeit eilt, um zu retten, was noch zu retten ist.

8K-Kinoprojektion mit Lasersystem gelungen.
Tatsächlich folgten nur wenige Tage nach der Veranstaltung neue Meldungen, dass der Durchbruch bei der 8K-Kinoprojektion gelungen sei. Sogar IMAX, das Überformat, das sich zumindest in Europa scheinbar auf dem Rückzug befand und bereits für tot erklärt worden war, kündigte eine Kooperation mit Disney an und will noch in diesem Jahr einen 8K-Weltraumfilm produzieren. Der Zuschauer soll auf der Leinwand den Orbit so erleben, wie ihn die Astronauten sehen.

Möglich macht das die von Kodak miterfundene Laserprojektion, deren Patente die IMAX Gruppe vermarkten will. Aber auch Christie Digital und Paramount Pictures bieten den ersten öffentlichen Test mit Laser-betriebenen Kinoprojektoren an.

Ab dem 28. März 2013 können amerikanische Kinobesitzer, Filmschaffende und interessierte Besucher im AMC Kino in Burbank anhand von einem Clip des aktuellen Bruce Willis 3D-Aktion-Films "G.I. Joe 3D: Die Abrechnung" zwei Wochen lang die neue Laser-Projektion erleben. Die neue Technologie soll eine Bildhelligkeit von 14 Footlambert auf einer rund 20 Meter entfernten Leinwand erzeugen. Bislang wurde diese Technik nur stundenweise mit einem "Hugo Cabret Clip" in 3D im Rahmen der Fachmesse IBC im letzten September ausprobiert.


(Filmstart in Deutschland noch in herkömmlicher 3D-Projektionstechnik ebenfalls am 28.03.2013. Hier der Trailer.)

8K-Projektion auch mit herkömmlichen Systemen möglich.
Einen anderen, fast herkömmlichen Weg, geht JVC bei der Kinoprojektion. Mit dem professionellen DLA-VS4800 hat JVC einen 8K-Video-Projektor für Kinos vorgestellt, der Filme mit einer Auflösung von 8.192 x 4.800 Pixeln an die Leinwand wirft. Möglich macht das ein Trick in der Projektionstechnik. Bei dem mehr als 200.000 Euro teuren Projektor mit dem bekannten D-ILA-Panel, das zwar nur eine Auflösung von maximal 4.096 x 2.400 Pixeln erreicht, werden jedoch zwei Bilder abwechselnd mit einer Frequenz von 120Hz bei geringen diagonalen Versatz erzeugt, so dass der Eindruck einer höherauflösenden Projektion erzielt wird. Es handelt sich dabei aber nicht um ein Hochskalieren des Videomaterials, denn dem Projektor wird natives 8K-Videomaterial zugespielt. D-ILA ist JVCs Bezeichnung der LCoS-Technik (Liquid Crystal on Silicon), einer Reflexionstechnik, die eine höhere Pixeldichte als DLP-Panels ermöglicht.

Doppelprojektion in 3D von Sony ergibt natives 4K. (UPDATE)
Einen dritten Weg geht Sony. Herkömmliche 3D-Projektionen können 4K-Material bekanntlich nur in 2K-Auflösung auf die Leinwand werfen, da bei den Polarisationsbrillen für jedes Auge die gleiche Informationsmenge zur Verfügung stehen muss. Somit teilt sich die 4K-Projektion in jeweils maximal 2K pro Auge auf. Um ein möglicherweise störendes Flackern bei der Projektion des polarisierten Lichtes zu vermeiden, wurde schon viel experimentiert.

Mit der Higher-Frame-Rate, eine Technik, die erstmals bei Peter Jackson "Hobbit" im Dezember in einigen Kino vorgeführt worden war, (siehe BAF-Blog vom 11. Dezember 2012) wurde das digitale stereoskopischen 3D-Verfahren statt mit den üblichen 24 Bilder pro Sekunde erstmals mit 48 Bildern aufgenommen und mit dieser höheren Geschwindigkeit auch wieder abgespielt, was das Flackern unterdrückte und zu einem merklich besseren und angenehmeren Bildergebnis führte.


(YouTube Clip: IMAX 3D Blu-ray Erlebnis 9,3 mit Sony SRX-R320)

Doch die Technik geht weiter und Sony bringt nun echtes 4K-3D-Kino auf die Leinwand. Mit dem Sony-3D-Doppelobjektivsystem kann jetzt die doppelte Leistung und doppelte Auflösung pro Auge gezeigt werden. Also eine Projektion, die pro Auge eine volle 2K-Qualität zur Verfügung stellt. Dies ist dadurch möglich, weil der Sony-4K Chip übereinander zwei volle 2K Bilder darstellen kann. Mit dem 3D-Doppelobjektivsystem von SONY kann also ein Projektor für jedes Auge ein eigenes 2K Bild projizieren. Somit ergibt sich ein sehr ruhiges 3D Bild ohne die unangenehmen "double-" oder „tripel-flash“ Probleme“. Sony Digital Cinema unterstützt die Kinobetreiber künftig dahingehend, dass 3D-Inhalte über zwei der DCI-konformen 4K-Projektoren von Sony gezeigt werden können - über den SRX-R320SP und den SRX-R515P.

Bei der neuen Lösung, die bereits europaweit erhältlich ist, arbeitet jeder dieser Projektoren mit einem Polarisationsfiltersystem und den exklusiven Doppelobjektiven von Sony. Laut Unternehmensangaben sorge die Kombination aus 3D-Format und 4K-Projektion für eine unvergleichlich hohe Bildqualität. Das 3D-Doppelobjektivsystem ahmt die natürliche Art des menschlichen Sehens nach und zeigt beiden Augen gleichzeitig zwei Bilder. Herkömmliche 3D-Einzelobjektivsysteme präsentieren die Bildinformationen im sogenannten Triple-Flash-Verfahren erst dem linken, dann dem rechten Auge. Manche Zuschauer nehmen dabei ein Flackern wahr. Dieser Effekt trete laut Unternehmensangaben bei der 3D-Doppelobjektivlösung nicht auf. Zudem können Kinobetreiber mit diesem System auch die HFR-Technologie ohne die technischen Einschränkungen alternativer 3D-Systeme nutzen.

Sony präsentiert das Digital Cinema 4K System auf Basis des neuen SRX-R515 Projektors diesen April zum ersten Mal mit neuesten Filmen und Trailern im Hauptauditorium der KINO 2013. Die Messe Kino Baden-Baden wird jedes Jahr vom Verband HDF Kino mitveranstaltet und ist die größte nationale Veranstaltung der Kinobranche. Sie findet diesmal vom 23.-25. April 2013 im Kongresshaus Baden Baden statt.


Quellen: Golem | Blickpunkt:Film | BAF | Sony | BITE PR München | HDF Kino

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