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RTL-TV-Quoten bald nur noch für 20- bis 59-Jährige

RTL-Sender ändern ab 2013 ihre Erhebungen für Einschaltquoten.


Im BAF-Blog vom 12. Juli 2012 hatten wir es aufgedeckt. Auf Grund einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa forschten wir nach und deckten das Spiel mit falschen Mediazahlen auf. Wir verglichen Pressemeldungen von ProSieben mit denen von RTL und stellten Ungereimheiten fest. Jeder Sender behauptete für sich im gleichen Zeitraum, die meisten jungen Fernsehzuschauer gehabt zu haben.

Nun will die RTL-Sendergruppe das ändern und veranlasst, dass ab 2013 die Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) die 14- bis 20-Jährigen gar nicht mehr bei den Erhebungen berücksichtigt. Zukünftig sollen die RTL-Sender die Quoten nur noch für 20- bis 59-Jährige ausweisen. Bei ProSiebenSat.1 bleibt jedoch alles beim Alten, denn laut Financial Time Deutschland (FTD) wäre ProSieben bei einer Umstellung der Zielgruppe der große Verlierer. Der Marktanteil lag hier im ersten Halbjahr 2012 nur bei 8,2 Prozent im Vergleich zu 11,3 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen.

Ob die Umstellung für RTL sinnvoll ist, bleibt abzuwarten. Immerhin konnte RTL gerade mit jugendlichen Zuschauern große Erfolge feiern und zum Marktfürer aufsteigen. Sendungen wie Deutschland sucht den Superstar (DSDS) hatten zwar in der letzten Staffel etwas an Publikumswirksamkeit verloren, doch die Gewinner des Gesangwettbewerbs, die letztendlich vom Publikum per Telefonwahl gewählt wurden, waren mit Daniele Negroni (Zweitplazierter) und Luca Hänni (Sieger) gerade erst 16-17 Jahre alt. Ein Großteil der Anrufer waren Jugendliche, die ihren Lieblingsstar mit den Anrufen favorisierten und die älteren Kandidaten zum Erstaunen des Senders abwählten. Über Änderungen in der Sendung war deshalb bereits in den Medien spekuliert worden. Das Teilnahmealter, das bei einem Einstieg von 16 Jahren liegt, erhöhte RTL für die Staffel 2013 jedoch nicht.

Dafür wird aber die nächste Staffel von Deutschland sucht "Das Supertalent", eine Parallelsendung zu DSDS, die neben Gesangskünstlern auch Artisten u.a. zur Auswahl stellt, mit Thomas Gottschalk einen Opa des Entertainments in der Jury vorweisen, der mittlerweile 62 Jahre alt ist. Der RTL-Vermarkter hatte zuvor errechnet, dass aufgrund der demografischen Entwicklung in Deutschland im Jahr 2018 nur noch 42 Prozent der Bevölkerung zwischen 14 und 49 Jahren alt sein werden, während 46 Prozent dann älter als 50 Jahre sein werden. Ob damit Forderungen von einigen Politikern nachgegangen wird, die sich wieder Programme für die ganze Familie wünschen (siehe unseren Bericht vom 3. August 2012), kann man kaum glauben. War kürzlich doch Thomas Gottschalk mit einem neuen Programm in der ARD auf ganzer Linie gescheitert.

Um auch jüngere Zuschauer zu begeistern, werden Dieter Bohlen und Michelle Hunzinger dem Altmeister wieder zur Seite sitzen. Wir glauben jedoch nicht, dass die Verschiebung der Referenzzielgruppe sinnvoll ist. Eine Ausweitung der Zielgruppen auf ältere Zuschauer ist zwar nicht verkehrt, doch sollte man die Jüngeren nicht außer acht lassen.

Viele Jugendliche verbringen zwar nicht mehr gemeinsam den Fernsehabend im Wohnzimmer mit den Eltern, sondern verfolgen ihre Sendungen lieber auf eigenen TV-Geräten oder über PC und Laptop im Kinder- oder Jugendzimmer. Webportale wie Zattoo ermöglichen dies auch ohne Zimmer-Antenne oder TV-Anschlussdose für Kabel oder Satellit. Nur für die AGF wird es schwierig darüber Erhebungen zu führen. Im Wohnzimmer wird in den ausgewählten Haushalten per Kamera erfasst, wer den Raum betritt oder verlässt. Jeder der Fernsehzuschauer muss sich nämlich an einem speziellen Gerät an- oder abmelden, damit die AGF zuverlässige Zahlen zur Hochrechnung erhält. Beim Verfolgen der Sendungen über Smartphones oder Tablet-PCs sind diese Erhebungen nicht mehr möglich. Wer dennoch den Statistiken glaubt, ist selber schuld.

Quellen: FTD | Blickpunkt:Film

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