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Video-on-Demand im Kampf gegen Filmpiraterie

Hollywood Studios erwägen Premium V-O-D inklusive DVD-Gutschein.



Im Kampf gegen Videopiraterie gab es schon vor geraumer Zeit Erwägungen der großen Filmstudios ihre Premium-Filme zeitgleich als DVD zu veröffentlichen. Doch der Absatz der DVDs und auch der High-Definition Blu-rays entwickelte sich nicht so, wie erhofft. Schuld sind die illegalen Plattformen wie Kino.to, die jeder Schüler heutzutage kennt. Die Cinema Seite von Kino.to gehört inzwischen zu den 50 meistbesuchten Websites in Deutschland. Nach Angaben der Betreiber wird die Seite von rund vier Millionen Zuschauern im Monat besucht. Schätzungen gehen von ca. 400.000 verschiedenen Benutzern täglich aus, denn viele Familien können und wollen sich den teuren Kinobesuch nicht leisten.

Trotz Einwände der Kinobetreiber in Hollywood will nach Warner Bros. nun auch Sony Pictures im kommenden Jahr an vorgezogenen Online- und DVD-Veröffentlichungen festhalten, um den Markt der Videopiraterie einzudämmen. Nur Paramount stand einer Einführung zuletzt eher ablehnend gegenüber. Zunächst sollen die Filme bereits vier Wochen nach Kinostart über spezielle Video-on-Demand Plattformen (VoD) zur Verfügung stehen. Die Filmfirmen erwägen deshalb Premium V-O-Ds inklusive DVD-Gutschein anzubieten. Dadurch soll eventuellen Vorbehalten des Handels begegnet werden. Das Exklusiv-Vergnügen, einen Film so früh wie 30 Tage nach Kinostart im heimischen Wohnzimmer sehen zu können, könnte allerdings zwischen 30 und 50 Dollar kosten, wird Tom Adams von Adams Media Research im Fachblatt "The Hollywood Reporter" zitiert. Die Meldung bestätigte Time Warner am 3.11.2010. Allerdings soll das Geschäftsmodell - im Gegensatz zu ersten Ankündigungen - noch nicht vor Weihnachten, sondern erst Mitte nächsten Jahres eingeführt werden. Auch Disney soll mit ähnlichen Überlegungen bereits weit fortgeschritten sein. Warner will außerdem die augenblickliche Ausleihsperrfrist von 28 Tagen ausweiten, um Billiganbieter wie Netflix daran zu hindern, DVDs vorzeitig zu Niedrigpreisen zu verleihen, solange aktuelle Kauf-DVDs noch im Handel bei Wal Mart oder der Verleihkette Blockbuster erhältlich sind.

Die vorgezogenen Zweitverwertungskanäle über VoD erbosten sofort die Kinobetreiber. Einerseits treten diese zum Starttag gegenseitig als Konkurrenten an, andererseits erschließend sie aber gleichzeitig auch weitere Publikumsschichten, die diese Filme sonst vielleicht nie angesehen hätten, nun aber die Möglichkeiten bekommen, die Filme digital auf Video-on-Demand-Plattformen frühzeitig abgerufen zu können. Im Gegensatz zu den USA gibt es in Deutschland allerdings bisher kaum eine Möglichkleit die festgelegte Sperrfrist der Zweitverwertung zu durchbrechen. Filme dürfen bei uns erst nach sechs Monaten als DVDs in den Videotheken und VoD-Plattformen erscheinen. Im Fernsehen dürfen Erstausstrahlungen von Kinofilmen sogar erst frühestens zwei Jahre nach der Kino- und DVD-Auswertung gezeigt werden.

Der Sinneswandel der Verleiher muss allerdings global betrachtet werden. Weltweit betrachtet erfolgt die Piraterie vornehmlich in asiatischen Ländern. Aber auch in Russland ist das Internet offensichtlich schwerer zu kontrollieren, weshalb dort so viele illegale Seiten zum Abruf von Produkten und Filmen existieren. ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut verglich in Berlin die künftige Entwicklung des Fernsehens mit einem Buffet:
"Am liebsten naschen die Zuschauer von verbotenen Früchten",
womit er gleichzeitig auch auf Verflachung des Programms bei kommerziellen Sendern anspielte. Katharina Behrends, Geschäftsführerin NBC Universal Global Networks Deutschland erwartet dagegen den Durchbruch des Pay-TV-Fernsehens in Deutschland. Die Zersplitterung der Zielgruppen setze sich fort, nur maßgeschneiderte Programmangebote, wie sie das Bezahlfernsehen sie anbiete, könnten diese Bedürfnisse befriedigen, erläuterte Behrends.

ZDF und BBC planen kommerzielle VoD-Plattformen

Produzenten und ZDF wollen bei der Auswertung von Rechten künftig enger zusammenarbeiten und prüfen daher die Gründung einer gemeinsamen kostenpflichtigen Filmabrufplattform. Das gaben der Sender und die Allianz Deutscher Produzenten - Film & Fernsehen kürzlich in Berlin bei der Vorstellung des Eckpunktepapiers für ZDF-Auftragsproduktionen in Berlin bekannt.

Über die Video-on-Demand-(VoD)-Plattform sollen nicht-exklusive VoD-Rechte kommerziell ausgewertet werden. Dazu ist ein Gemeinschaftsunternehmen geplant, an dem die Produzentenallianz und die privatwirtschaftliche Sendertochter ZDF Enterprises beteiligt sind. Eine Beteiligung weiterer Partner an dem Projekt, etwa die ARD, ist ausdrücklich erwünscht. Eine Kooperation mit der von ProSiebenSat.1 und RTL angekündigten TV-Abrufplattform gilt dagegen als unwahrscheinlich, da die privaten Konkurrenten mit einem Gegenmodell í  la Hulu aufwarten wollen. (Siehe BAF-Blog vom 6. September 2010) In beiden Fällen stehen aber noch medien- und kartellrechtliche Prüfungen an, bevor Details über die deutschen VoD-Plattformen bekannt gegeben werden können.

Derweil plant auch die BBC ihr nationales VOD-Angebot auf ein internationales Video-on-Demand-Angebot umzustellen und will ihre TV-Inhalte über den iPlayer künftig auch international anbieten. Bislang ist der Zugriff auf das Angebot auf britische IP-Adressen beschränkt. Die Inhalte könnten ggf. über Werbung oder über ein kostenpflichtiges Angebot von Serien finanziert werden, da die Fernsehgebühren in Großbritannien derzeit eingefroren sind und nicht erhöht werden dürfen. Noch muss aber der BBC Trust den Plänen zustimmen.

UFA-Chef Wolf Bauer fordert mehr Experimente

Andreas Bartl vom Vorstand German Free-TV ProSiebenSat.1 ist fest davon überzeugt, dass Fernsehen und Internet in Zukunft stärker zusammenwachsen werden, warnt jedoch zugleich davor das Thema zu überdrehen. Dagegen sieht UFA-Chef Wolf Bauer eine problematische Situation in der Produktionslandschaft auf uns zukommen, weil neue Bewegtbildplattformen immer drängender innovative Angebote von Inhalten verlangen, entstehe ein Engpass in der Produktion. Kleine Produktionsfirmen sind nicht in der Lage, die Innovationsleistung zu erbringen, die Großen der Branche wie die UFA fühlen sich überfordert. Daher müsse die gesamte Branche mehr Anstrengungen unternehmen, und die Anzahl der Experimente bei der Produktion von Programm deutlich erhöhen, "sonst kommt ein anderer", wenn die Branche zu sehr an alten Geschäftsmodellen festhalte.

Branchenbeobachter erwarten, dass aggressive Studios wie Warner und Disney noch in diesem Jahr Premium-VoD testen könnten.

Quellen: VideoMarkt | Blickpunkt:Film

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Weitere Berichte im BAF-Blog zu Filmpiraterie in den vergangenen Jahren:

Freitag, 9. Januar 2009
Kostenloses Filmangebot im Kampf gegen Filmpiraterie

Donnerstag, 14. Mai 2009
Mit Wasserzeichen gegen Raubkopierer vorgehen

Donnerstag, 30. November 2006
BitTorrent Tauschbörse kooperiert mit Filmstudios


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