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Deutsche & Berliner Filmpreise - die Nachlese

Deutscher Filmpreis, Sehsüchte Potsdam und Achtung Berlin Award.



Der Deutsche Filmpreis 2010
»Der Deutsche Filmpreis«, der dieses Jahr sein 60-jähriges Bestehen feierte, wurde am 23. April 2010 erstmals im Berliner Friedrichstadt Palast verliehen. Gewohnt charmant und unterhaltsam führte Barbara Schöneberger als Moderatorin durch den Gala-Abend. Es gab 16 Preiskategorien, u.a. "Bester Spielfilm", "Bester Kinder- und Jugendfilm", "Bester Dokumentarfilm", "Beste(r) Darsteller(in) einer Hauptrolle", "Beste Regie", "Bestes Drehbuch" und erstmals eine Lola für das "Beste Maskenbild" sowie den Ehrenpreis.

Die renommierteste Auszeichnung für den deutschen Film ist mit Preisgeldern in einer Gesamthöhe von 2,855 Millionen Euro des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) dotiert und wurde nach der Wahl durch die Mitglieder der Deutschen Filmakademie von Kulturstaatsminister Bernd Neumann verliehen. Die künstlerische Leitung der Veranstaltung übernahmen Benjamin Herrmann und Florian Gallenberger.

Michael Hanekes Film "Das weiße Band" hat bei der Lola-Verleihung in Berlin abgeräumt. Das Drama wurde zum besten deutschen Film gekürt und siegt in neun weiteren Kategorien, darunter Regie, Drehbuch, Kamera sowie Haupt- und Nebenrolle. Haneke setzte sich gegen "Alle Anderen" von Maren Ade, "Die Fremde" von Feo Aladag, "Soul Kitchen" von Fatih Akin, "Sturm" von Hans-Christian Schmid und "Wüstenblume" von Sherry Hormann durch. Insgesamt bekam "Das weiße Band" bei 13 Nominierungen 10 Preise, darunter der 61-jährige Burkhart Klaußner als beste Darsteller. Klaußner sagte, er freue sich besonders, weil das Thema Kindesmissbrauch, das in dem Film Hauptthema sei, in den letzten Tagen eine ungeahnte Aktualität bekommen habe.

Als Beste Darstellerin wurde Sibel Kekilli ("Die Fremde") mit einer Lola geehrt. "Vorstadtkrokodile" (Christian Ditter) wurde zum besten Kinderfilm gekürt. In der Kategorie bester Dokumentarfilm siegte "Das Herz von Jenin" von Marcus Vetter und Leon Geller. Für die beste männliche Nebenrolle bekam Justus von Dohnanyi ("Männerherzen") eine Lola; beste weibliche Nebenrolle war die 15-jährige Maria Victoria Dragus ("Das Weiße Band").

Der Ehrenpreis ging an den Münchner Produzenten Bernd Eichinger. Eichinger, 1949 in Neuburg an der Donau geboren, gründete 1974 seine erste Produktionsfirma Solaris Film. In den 70ern produzierte er Autorenfilme von Regisseuren wie Wim Wenders, Alexander Kluge und Edgar Reitz. 1979 erwarb er Anteile der Verleihfirma Constantin Film. Seine erste Produktion dort war "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo". Zu den weiteren Filmen des diesjährigen Ehrenpreisträgers zählen "Das Geisterhaus" von Bille August, "Der bewegte Mann" von Sönke Wortmann, "Das Parfum" von Tom Tykwer nach dem Roman von Patrick Süskind, "Der Untergang" von Oliver Hirschbiegel und "Der Baader Meinhof Komplex" von Uli Edel.

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Achtung Berlin - New Berlin Film Award
Genau zwei Tage vor der Verleihung des Deutschen Filmpreises wurde im Kino Babylon am 21. April 2010 unter der Schirmherrschaft vom Medienbord Berlin-Brandenburg der »Achtung Berlin Award« verliehen. Zur Überraschung der geladenen Gäste konnten auf dem mittlerweile drittgrößten Filmfestival der Stadt gleich zwei Regisseure den begehrten Preis in der Kategorie “Bester Spielfilm“ in Empfang nehmen. “Saturn Returns” von Lior Shamriz erhielt 2500 Euro in bar und Marvin Kren erhielt für seinen Spielfilm “Rammbock” einen Sachgutschein für Filmequipment in der gleichen Höhe. Wir haben beide Filme gesehen und fanden besonders "Saturn Returns" von der israelischen Regisseurin beachtenswert. Er beschreibt sehr fantasiereich in einer fremden Stadt gestrandete Künstler, die nicht zueinanderpassen wollen und dennoch täglich in der Weltstadt Berlin den Tag gemeinsam verbringen. Auch "Rammbock" könnte für ein kaputtes, marodes Berlin stehen, in der fast alle Bewohner irgendwie krank sind und aus Habgier übereinander herfallen. Uns gefiel der Splatter-Film dennoch weniger. Vielmehr hätten wir uns eine Auszeichnung für den Independent Film "Die Entbehrlichen" von dem HFF-Absolventen Andreas Arnstedt gewünscht, der ebenfalls eine marode Gesellschaft von Hartz IV-Empfänger besonders rührig und mit viel Einfühlungsvermögen für Details zeigt. Der Applaus in dem voll besetzten Kino war jedenfalls großartig.

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Sehsüchte - Internationales Studentenfilmfestival
Gleich im Anschluss an »Achtung Berlin Award« ging es in Potsdam und Babelsberg vom 21. bis 25. April mit den »Sehsüchten«, dem größten Internationalen Studenten Filmfestival, weiter. Glücklicherweise konnten im Laufe des Festivals einige internationale Gäste doch noch mit dem Flugzeug in Berlin landen, was nach dem Ausbruch des isländischen Vulkans anfänglich gar nicht mehr vermutet worden war. So bescherte letztes Wochenende das Festival dem Kino Thalia in Babelsberg doch noch volle Plätze und mit 6.000 Festivalbesuchern zählten die Veranstalter sogar 1000 Gäste mehr als im Vorjahr. Die Zuschauer wurden mit einem überaus spannenden und sehr anspruchsvollen, kurz- und mittellangen Filmprogramm belohnt. Darunter waren auch einige Dokumentarfilme, wie der "Shosholoza Express" von Beatrice Moller, der beim »Achtung Berlin Award« gleich zwei Preise mit nach Hause nehmen konnte. Das Programm war so umfangreich, dass wir bis zur Preisverleihung nicht annähernd die Hälfte sehen konnten. Fast jeder bis dahin von uns gesehene Film begeisterte diesmal.

Zur Preisverleihung am Samstag, den 24. April stürzte der Server ab. Doch es gab genügend Sekt gratis, um die Anwesenden bei guter Laune zu halten. Die charmante Moderatorin des Studienganges der Filmwissenschaftler an der HFF-Potsdam hatte bereits ein paar Erfahrungen auf der Bühne bei Viva gesammelt und überspielte die Pannen so gekonnt, dass kaum einem auffiel, dass keine Filmausschnitte der Preisträger bei der Verleihung gezeigt werden konnten. Dafür verlief am Sonntag bei der Nachlese alles reibungslos, als alle Preisträger noch einmal in kompletter Länge zu sehen waren. Zu allerletzt wurde der witzigste Film des Festivals gezeigt, der nicht nur den Zuschauerpreis gewann, sondern zurecht bereits einen »Cligari Preis« erhalten hatte. Dieser wird vom Förderverein der Filmakademie Baden Württemberg in Ludwigsburg an besonders begabte und engagierte Studenten verliehen. Diesmal ging er an Vatermutterkind von Daniel Karl Krause. Unter den 14 Filmpreisen konnte übrigens auch dieses Jahr die Filmakademie in Ludwigsburg mit fünf Preisen einen überwältigenden Erfolg feiern. Zum »Besten Spielfilm« ernannte die Jury um Fritzi Haberlandt, Wolfgang Becker, Fred Kelemen, Hans Funck und Simone Bär allerdings den slowakischen Film "Otec" (The Father) von Lukas Hanulak. »Bester Dokumentarfilm« wurde "Frauenzimmer" von Saara Aila Waasner, der auch beim Achtung Berlin Award eine Auszeichnung erhalten hatte. Keinen Preis erhielt leider der Dokumentarfilm "Lil'A" von Katharina Sophie Brauer der HFF-Potsdam, der - unserer Meinung nach - besonders eindrucksvoll einen 12 jährigen hyperaktiven Berliner Jungen im Tanzstudio beim Breakdance mit der Kamera begleitet.

In der erweiterten Ansicht unter nachfolgendem Link haben wir alle Preisträger noch einmal aufgelistet. "Deutsche & Berliner Filmpreise - die Nachlese" vollständig lesen

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