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Streit um D-Cinema Technik mit Kinos beigelegt

Ein Fernsehbild setzt sich aus lauter horizontalen Linen zusammen, die in schneller, für das Auge unsichtbaren Folge, nacheinander zu einem gesamten Bild aufgebaut werden. Die Anzahl der Linien entscheiden dabei über die Qualität des Bildes. Je mehr Zeilen desto schärfer wird das Bild. Allerdings setzt sich ein PAL Vollbild aus zwei Halbbildern zusammen, was bei der Projektion zu unangenehmen Flimmern führen kann. Um das zu vermeiden werden bei der Videoprojektion meist spezielle Beamer eingesetzt, die dank progressiver Abtastung auch ohne Zeilensprung das gesamt Bild auf einen Schlag darstellen können.

Dazu bedarf es aber mehr technischen Aufwand, damit das Bild bei Schwenks immer noch ruhig wirkt und nicht plötzlich ruckartige Bewegungen entstehen. Auch DVDs mit minder Qualität können diesen hässlichen Effekt manchmal aufweisen. Das alles soll bei der Blu-ray Disk und bei der ebenfalls hoch auflösenden HD-DVD bereits im Vorfeld ihrer Entstehungsgeschichte berücksichtigt worden sein, damit alle möglichen Fehler zur Einführung ausgemerzt sind. Die neuen Systeme sollen beim Zuschauer einen positiven, herausragenden Eindruck hinterlassen und sich beim Käufer letztendlich durchsetzen.

Ähnliche Überlegungen stellte man bei der „Digital Cinema Initiative“ (DCI) an, um keinen Misserfolg bei der Ablösung der Filmprojektion durch das Digitalkino zu erlangen. Zwar gibt es diverse Kinos die bereits von der DVD auf kleinere Leinwände ihre Filme per Beamer projizieren, doch um auf größeren Leinwänden noch ein gutes Filmbild dem Zuschauer bieten zu können, bedarf es mehr. Nur wenige D-Cinema-Kinos sind mit entsprechenden hochwertigen Digital-Projektoren ausgerüstet. Die Zuspielung erfolgte dabei bisher auch nicht von der DVD, sondern musste auf mehreren Festplatten angeliefert werden, oder zeitaufwendig von speziellen Discs auf die Festplatten des Kinosystems übertragen werden. Zukünftig sollte aber Zeit und Geld gespart werden, indem man die Arbeitsabläufe vereinfacht. Keine Filmrolle soll mehr gewechselt werden müssen. Auch der Wechsel von Festplatten soll langfristig entfallen, indem die Filme mittels verschlüsseltem Signal direkt vom Satellit auf die Kinos übertragen werden. Womöglich geschieht das sogar länderübergreifend fast zeitgleich. Zeitgleich könnte auch der Verkauf von DVDs erfolgen, so dass Raubkopierer kein Interesse und auch keine Zeit mehr haben, illegale Veröffentlichungen vorab ins Internet zu stellen.

Das Problem des Digitalkinos bestand bisher aber darin, dass die Auflösung einer „2K“ Projektion bei weitem nicht die Qualität einer 35mm Filmkopie erreichte. Maximal mit einem 16mm Film konnte eine relativ gute Digital-Projektion mithalten. Die Umrüstung auf die sehr viel teurere „4K“ Projektion wollten und konnten sich die Kinos bisher meist nicht leisten.

Nach einer Meldung der Financial Times Deutschland vom 25.06.07 soll aber nun ein Durchbruch bei den Verhandlungen erfolgt sein, wer die Kosten übernimmt. Die beiden Hollywood-Filmstudios Twentieth Century Fox und Universal Pictures International beabsichtigen, die Kosten mit den Vertriebsfirmen zu teilen. Mit der Abschaffung der traditionellen Filmspulen können jährlich bis zu 750 Mio. Euro eingespart werden. Bislang sperren sich die Kinos aber, die Kosten für die Installation neuer Projektoren allein zu tragen, denn eine derartige Umrüstung schlägt pro Kinosaal mit etwa 55.000 Euro zu Buche. Vermittelt hat die Einigung Arts Alliance Media (AAM), ein in London ansässiger Vertrieb digitaler Filme. 7000 der rund 30.000 Kinosäle in Europa könnten dank des Abkommens innerhalb der nächsten fünf Jahre auf D-Cinema umgerüstet werden. Zudem steht das Modell weiteren Filmstudios offen. Man verhandelt bereits mit Buena Vista International, Paramount Pictures International sowie unabhängigen Firmen.

Laut „DCI“ (dazu gehören Disney, Fox, MGM, Paramount, Sony Pictures Entertainment, Universal und Warner Bros. Studios) soll es den Kinos erlaubt werden, direkt von der HD-DVD oder von der Blu-ray Disc abzuspielen. Zeitraubendes Umspielen auf Hardisc-Drives könnte somit bei entsprechender (DRM) Verschlüsselung der Medien, zur Verhinderung von Raubkopien, entfallen. Außerdem hat man sich vor kurzem in den USA auf einen einheitlichen „4K“ Standard geeinigt, Was man darunter versteht soll hier kurz erläutert werden:

Wie bereits bei Fernsehbildern üblich, wird auch bei der digitalen Filmprojektion die Bildauflösung über die Auflösung definiert. „2K“ oder „4K“ ist dabei der allgemein gebräuchliche Terminus, der die Qualität eines vertikalen Filmbildes beschreibt. Im Digital Cinema von „4K“ mit einem super Breitbild von 2.39:1 Seitenverhältnis („cinemascope“) ergibt sich demnach eine Auflösung von 4096 x 1714 Pixel pro Filmbild. Das sind mehr als sieben Millionen Pixel pro Bild. Besitzer einer Digitalspiegelreflexkamera neuerer Bauart kennen ein Problem, das bei noch höherer Auflösung z.B. von zehn Millionen Pixeln entstehen kann. Das Farbrauschen nimmt evtl. unangenehm zu. Bei einem Seitenverhältnis eines üblichen Kinofilms von 1.85:1 („flat“) ergeben sich schon 3996 x 2160 Pixel. Das sind bereits mehr als 8,5 Millionen Pixel pro Filmbild. Bei einem 4:3 Seitenverhältnis, wie es bei einem 16mm Film üblich ist, wären es sogar noch mehr Pixel und würde fast der Qualität heutiger Spiegelreflexkameras entsprechen, die mittlerweile durchaus mit den analogen 35mm Kameras mithalten können. Zum Vergleich 35mm Zelluloid Projektion bieten etwa eine Auflösung von 4000 x 3000 Pixel, jedoch mit einer besseren Hell-Dunkel-Dynamik. Dafür nutzt sich der Digitale Film nicht ab, bleicht nicht aus und zeigt keine Laufstreifen oder Kratzer.

Somit kann man bei einem bewegten Filmbild von „4K“ jedenfalls von ordentlicher bis sehr guter Qualität sprechen. Zum Vergleich beinhaltet eine „2K“ DLP Cinemaâ„¢ Projektion im super Breitbildformat („cinemascope“) nur etwa 1,7 Millionen Pixel (2048 x 858 pixel). Auch das Normalbild mit 1.85:1 („flat“) Seitenverhältnis hat nur ca. 2,1 Mega Pixel (1998 x 1080 pixel). Das ist kaum mehr als heutige Handys mit ihrer mageren Fotoauflösung bieten.

Über kurz oder lang wird Filmmaterial aus den Kinos und auch bei der Aufnahme verschwinden. Das ist teilweise schade, denn der Gradationsumfang moderner Filmmaterialien ist immer noch höher als die von Digitalgeräten. Da kann auch eine Sony CineAlta noch nicht mithalten, auch wenn sie sündhaft teuer ist und quasi das non plus ultra unter den Videokameras darstellt. In besonderen Regionen unter extremen klimatischen Bedingungen ist Videomaterial aber kaum zu gebrauchen. Bei Feuchtigkeit bleibt es evtl. an der Kopftrommel kleben oder die Akkus versagen bei extremer Kälte. Deshalb schwören nach wie vor einige Expeditionen auf mechanisch zuverlässige Kameras womöglich mit Federantrieb und einem Greifarm, der das perforierte Filmbild sicher vorwärts transportiert. Mag sein, dass zukünftig stromsparende Kameras mit Solarzellen und einer Aufnahmemöglichkeit auf störunanfälligen Speicherkarten oder Discs, statt auf empfindlichem Magnetband die Alternative sind. Die digitale Welt wird Mittel und Wege finden, sich überall durchzusetzen.

In diesem Zusammenhang sei auch das Fürther Kinowerbeunternehmen RoWo Holding Mediagroup GmbH & Co. KG erwähnt, welche die Digitalisierung von einer anderen Seite versucht voranzutreiben. RoWo entwickelt in Zusammenarbeit mit dem Münchner Kinoprojektoren-Hersteller Kinoton und dem Erlanger Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen ein System, welches die Kinowerbung komplett, von den Dreharbeiten angefangen bis zur Postproduktion, erfasst und anschließend auch die Verteilung der Werbespots an die Kinos und die Projektion in den jeweiligen Sälen digital ermöglicht. RoWo verfügt über ein eigenes Play-Out-Service-Center, in dem die Filme eingespielt, bearbeitet und in komprimiertem Datenfluss an die Kinos gesendet werden. Die Vorteile liegen auf der Hand: Kosteneinsparungen durch den Wegfall der 35mm-Kopien, ein großer Zeitvorteil, da die Spots innerhalb von 24 Stunden auf der Kinoleinwand zu sehen sein können und die Spots können schneller und gezielter platziert bzw. noch schneller evtl. für Sonderangebote aktualisiert werden können. Neben Kinowerbung, oder Kurzfilmen versucht RoWo auch die Vorführung von Kinofilmtrailern in sein System einzubinden Die Filmverleiher Warner Bros. Pictures Germany, Kinowelt und Fox zeigen ihre Filmtrailer in den Kinos, die an das RoWo System angeschlossen sind, bereits digital. Projiziert werden diese Spots allerdings noch auf „2K“ Projektoren. www.rowo-holding.de

Erwähnt sei noch eine Initiative von ARRI www.arri.com, die für Europa die noch bessere „5K“ Technik vorsieht. Zusammen mit T-Systems wurde bereits letztes Jahr, im Rahmen des Projekts "CineVision 2006", im Cinemaxx in Berlin am Potsdamer Platz gezeigt, wie die anfallende Datenmenge - etwa 30 GByte pro Stunde Film - zu händeln ist.

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Für die Herstellung formatrichtiger Bildkompositionen haben wir bei www.cinebyte.de eine umgangreiche Tabelle zu Bildvorlagen und Auflösungen gefunden. Mit den angegebenen Maßen kann in Bildbearbeitungsprogrammen ein Vorführkasch als zusätzliche Bildebene eingesetzt werden, der eine direkt Kontrolle des Bildformats und der einzuhaltenden Begrenzungen für die spätere Projektion ermöglicht.

Die Tabelle steht hier als PDF zum Download bereit.
Aufloesung_bei_Filmbildern.pdf


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